Werbung

Rot-rot-grüne Straßenspione

Martin Kröger über die Medienspektakel Andreas Geisels

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Ausreichend bürgernahe Polizei statt medienwirksamer Law-and-Order-Politik. Mit diesem Wahlversprechen zog die Linkspartei in den Abgeordnetenhauswahlkampf. Ein Jahr danach sieht die Realität so aus: Der Innensenator der Mitte-Links-Regierung, Andreas Geisel (SPD), tingelt seit Tagen durch die von der Polizei als »kriminalitätsbelastet« definierten Orte der Stadt. Wie zuvor am Alexanderplatz auch diesmal am RAW-Gelände mit dabei: der »Mobilespy« - als solchen »mobilen Spion« bezeichnet die Polizei ihren neuen Fahrzeuganhänger mit Videokameras, der künftig »anlassbezogen und temporär« an den Problemorten eingesetzt werden soll.

Das ist zwar rechtmäßig und gibt das Polizeigesetz her, außerdem hat sich Rot-Rot-Grün nach dem islamistischen Anschlag auf den Breitscheidplatz auf diese Kompromissformel verständigt, aber dennoch steht am Ende eine Ausweitung der Videoüberwachung an sich - wie auch der Polizeibegriff »Spion« verdeutlicht.

Ein aufs Medienspektakel abzielender Innensenator stellt für die LINKE in der Koalition auf Dauer ein Glaubwürdigkeitsproblem dar. Nicht, weil Geisel den ihm zugewiesenen Platz im Senat ausfüllt, sondern weil solche öffentlichen Inszenierungen grundsätzlich gefährlich sind: Zum einen werden die vorhandenen Ängste der Bürger befeuert, und zum anderen kann solch Aktionismus am Ende nur die Erfolgslosigkeit der Polizei auf der Straße unterstreichen. Mit den nun von Geisel angekündigten Probeläufen wird auch eine generelle Ausweitung der Überwachung in Aussicht gestellt, die wegen des Volksbegehrens zur Videoüberwachung mittelfristig sowieso droht.

Für die LINKE ist die schleichende Ausweitung der Spionagezonen also ein Problem, für Teile der Grünen dürfte das ebenfalls der Fall sein. Die SPD hat sich dagegen wohl mit einer Aushöhlung der Bürgerrechte abgefunden - anders sind die Auftritte des Innensenators im Rampenlicht nicht zu verstehen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal