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Das Menschengemachte
Jürgen Amendt zur Verleihung des Deutschen Buchpreises an Robert Menasse
Als in Dresden die Pegida-Aufmärsche gegen Europa, gegen die Demokratie, gegen die Menschlichkeit begannen, hängte das Staatsschauspiel Dresden ein Transparent ans Theater. Darauf war zu lesen: »Es wird sich bald entscheiden müssen, welcher Typus Europäer die Zukunft bestimmt: der universale Europäer oder der eindimensionale Europäer. Das heißt aber auch: ob auf diesem Kontinent in Zukunft Menschenrecht oder wieder Faustrecht herrscht.«
Der Ausspruch stammt von Robert Menasse, dem österreichischen Schriftsteller, der mit dem diesjährigen Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde. Im Roman geht es um die EU. Das klingt profan, ist es aber nicht. Die Europäische Union sei »etwas Menschengemachtes«, das den Menschen aber als etwas Undurchschaubares erscheine, erklärte Menasse in einem Interview mit dem Radiosender Deutschlandfunk Kultur.
Die EU habe über 60 Jahre in kleinen Schritten ein System entwickelt, in dem in einer Stadt wie Brüssel die Rahmenbedingungen für einen ganzen Kontinent produziert würden. Aufgabe von Literatur sei es, das Menschengemachte zu zeigen und zu erzählen.
Mit ihrer Preisverleihung hat die Jury in der europäischen Stadt Frankfurt am Main nicht nur Menasses Literatur gewürdigt. Der Preis ist auch ein richtiges politisches Statement - gegen den Rückzug ins Nationale, gegen den eindimensionalen Europäer.
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