»Selbst uns überrascht, wie gut es schon läuft«

Himar Ojeda stellte als Sportdirektor von Alba Berlins Basketballern eine neues Team zusammen und freut sich über einen starken Saisonstart

  • Lesedauer: 4 Min.

In der Bundesliga ist Alba Berlin Tabellenzweiter, und auch das erste Eurocupspiel wurde klar gewonnen. Hatten Sie einen solch guten Saisonstart erwartet?

Ich hatte zu Beginn nicht an so viele gute Resultate geglaubt. Aber wir waren schon sehr zufrieden mit den Spielern, die wir im Sommer verpflichten konnten. Wir reden immer davon, dass es ein zweijähriger Prozess sein soll, in dem wir junge Talente verbessern wollen. Daher ist es selbst für uns überraschend, wie gut es in den vergangenen Wochen lief.

Auch einige der altbewährten Kräfte scheinen einen Schritt voran gemacht zu haben.

Das ist wahr. Wir sehen gerade einen sehr guten Niels Giffey. Wir haben das von ihm erwartet und deswegen im Sommer auch hart dafür gekämpft, dass er bei uns bleibt. Er zeigt jetzt, wozu er fähig ist. In den vergangenen Jahren war das immer nur sporadisch mal der Fall. Jetzt agiert er sehr konstant auf hohem Niveau. Auch Akeem Vargas ist nicht mehr nur der hervorragende Verteidiger, der er immer schon war. Er passt auch viel besser und trifft ein paar Würfe mehr als früher.

Viel wurde darüber geredet, dass Trainer Aito Reneses gern jungen Spielern Chancen gibt. Überrascht es Sie dennoch, dass die 20-jährigen Tim Schneider und Stefan Peno oder der sogar erst 19-jährige Bennet Hundt schon so viel Spielzeit bekommen?

Mich nicht. Ich komme aus Spanien und kenne Aito. Das macht er seit vielen Jahren so. Ich verstehe aber, dass die Beobachter hierzulande sehr skeptisch waren - selbst die deutschen Spieler wie Schneider. Den habe ich vor ein paar Tagen daran erinnert: »Hey, wir haben dir das doch genauso angekündigt.« Und er meinte nur: »Ja, stimmt schon, aber es fiel mir doch schwer, es zu glauben.«

Mit Luke Sikma kam auch ein sehr erfahrener Spieler nach Berlin. Im Eurocup wurde er vergangene Woche gleich zum besten Akteur des ersten Spieltags gewählt, und auch beim 90:69-Sieg gegen Bonn am Sonntag führte er die Berliner Statistiken in Punkten, Rebounds, Vorlagen und Ballgewinnen an.

Auch hier muss ich sagen, dass ich das erwartet habe, denn wir haben eine lange gemeinsame Geschichte. Als ich 2011 Manager von Gran Canaria war, habe ich Luke für unsere zweite Mannschaft verpflichtet und ihm seinen ersten Profivertrag gegeben. Unser heutiger Individualtrainer Carlos Frade war dort sein Coach. Wir kennen ihn also schon lange. Er ist sicher nicht wegen mir nach Berlin gekommen. Aber er wusste, dass er mir vertrauen konnte, als ich ihm unser Projekt vorgestellt habe. Im Training nutzt ihn Aito gern als gutes Beispiel, wenn er den jungen Spielern etwas zeigen will. Luke wusste, dass Alba eine gute Gelegenheit für ihn sein wird, eine wichtige Rolle zu spielen, und er nutzt sie richtig gut.

Wenn eine Mannschaft so neu zusammengewürfelt wird, versucht sie immer, zuerst die Verteidigung zu stabilisieren. In der Offensive dauert es dagegen länger, sich aufeinander einzustellen. Nicht so bei Alba in dieser Saison. Es gibt kaum Ballverluste, viele erfolgreiche Pässe und gute Wurfquoten. Warum passt das schon so gut zusammen?

Das ist der Teil, der auch mich derzeit wirklich überrascht. Es kommt ja noch hinzu, dass wir wirklich keine gute Saisonvorbereitung hatten, weil Schlüsselspieler wegen Verletzungen, Vertragsunstimmigkeiten und Länderspieleinsätzen fehlten. Auch jetzt kommen wir bei dem straffen Programm kaum zum Trainieren. Aber vielleicht täuschen die Ergebnisse auch noch über einige Fehler hinweg. Aito hat mir selbst nach dem klaren Sieg gegen Bonn gesagt: »Wir sehen aus wie ein gutes Team, wir sind es aber noch nicht.« Den Vorteil, den er in der Mannschaft erkennt, sind die einzelnen Charaktere. Jeder kämpft für jeden, sucht den besser postierten Spieler, vertraut dem Nebenmann. Aito will aber weitere Verbesserungen sehen und erkennt Fehler, die Außenstehenden kaum auffallen.

Aber mal ganz ehrlich: Haben Sie jemals einen Trainer erlebt, der sagte: »Wir haben perfekt gespielt.«?

Stimmt auch wieder! Nein, das habe ich nicht.

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