Fußballerinnen unter Druck

Weil Scheitern keine Chance mehr ist, macht der DFB den nächsten Fehler, meint Alexander Ludewig

DFB-Präsident Reinhard Grindel sorgt sich um die Zukunft der deutschen Fußballerinnen. Da halfen auch keine elf Tore des Nationalteams am Dienstagabend gegen die Hobbyspielerinnen von den Färöern. »Bei allem Respekt, der Gegner ist nicht der Maßstab«, sagte der 56-Jährige. Mit dem Sieg hat die DFB-Auswahl zwar wieder Platz eins in ihrer Gruppe übernommen. Aber nach den schwachen Auftritten beim 1:0 gegen Tschechien und dem 2:3 gegen Island ist die Qualifikation zur WM 2019 keineswegs sicher.

Genau das macht Grindel Sorgen. Denn für die Frauen und die weitere Entwicklung ihres Sports sind Teilnahmen an den großen Turnieren sehr viel wichtiger als bei den Männern. Das Verpassen der WM »wäre ein schwerer Rückschlag«, schätzt Grindel ein. Sicherlich mit dem Blick darauf, dass davon auch die Olympiaqualifikation abhängt.

Für die Misere sind der Deutsche Fußball-Bund und sein Präsident selbst verantwortlich. Fehler kann man machen. Als solchen haben einige schon die Berufung von Steffi Jones zur Bundestrainerin gesehen. Warum ihr laufender Vertrag nach den schlechten Spielen und dem frühen Aus bei der EM bis 2019 verlängert wurde, verstand kaum noch jemand.

Jetzt fällt selbst Grindel ein vernichtendes Urteil: Die Leistungen seien nach der EM noch schlechter geworden. Und weil Scheitern nun keine Chance mehr ist, sondern verboten, machen der DFB und sein Präsident den nächsten Fehler. »Das Frankreich-Spiel ist der Gradmesser.« Grindel verlängerte die Bewährungsfrist für Jones bis zum 24. November. Absurd daran ist, dass es ein Testspiel ist. Nehmen es die Französinnen im wahren Wortsinne ernst, dann testen sie einfach nur. Auch generell taugen solche Partien nicht als Maßstab: Der Ernstfall kann nur simuliert werden.

Ist der DFB so inkonsequent, weil sich die Fußballerinnen, wie so oft betont, bei Jones so wohl fühlen? Das wäre unprofessionell. Die Bundestrainerin liefert selbst jedenfalls keine Argumente. Es gibt keine spielerische Weiterentwicklung. Nach bedeutenden Niederlagen schiebt sie die Schuld den Spielerinnen zu. Und Selbstkritik? »Wir gehen den richtigen Weg«, findet Jones.

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