Für Russlands Sportler wird es ungemütlich

Olympia 2018 ohne Russland wird immer wahrscheinlicher

Selbst Zyniker dürften aufhorchen: Nächsten Dienstag will das Internationale Olympische Komitee (IOC) mitteilen, ob russische Athletinnen und Athleten an den Winterspielen 2018 teilnehmen dürfen oder ob das ausgeklügelte Dopingsystem, das der russische Sport vor und bei den Winterspielen von Sotschi betrieb, mit milderen Strafen sanktioniert werden kann.

Und all jenen, die bisher nur abwinkten und davon ausgingen, das IOC werde der betrügerischen Sportgroßmacht mit einer deftigen Geldstrafe und einer symbolischen Handlung wie etwa dem Start unter neutraler Flagge einen Weg nach Pyeongchang ebnen, ist ein Stück Gewissheit genommen: Die Urteilsbegründung der sogenannten Oswald-Kommission des IOC im Fall des russischen Langlaufolympiasiegers Alexander Legkow, der Anfang November wegen Dopings lebenslang von Olympischen Spielen ausgeschlossen wurde, enthält Aussagen, die man in solcher Klarheit bisher noch nicht aus Lausanne vernommen hat.

So verbergen sich in dem 46 Seiten starken Dokument mit seinen 495 Unterpunkten Formulierungen, wie sie in dieser Klarheit zwar schon von der Welt-Antidoping-Agentur, nicht aber vom IOC zu vernehmen waren: 1. Whistleblower Grigori Rodtschenkow sagt die Wahrheit - was immer auch die Motive für seine Aussagen sind. 2. Die Manipulationen an den Proben von Sotschi sind passiert; dass es sie gab, ist sogar mit eigenen forensischen Tests erneut untermauert worden. 3. Es stehen wahrscheinlich noch Hunderte Anhörungen von russischen Athleten aus, weswegen WADA-Sonderermittler Richard McLaren zu Einzelfällen wie dem von Legkow nicht persönlich angehört werden musste.

Dass die Russen in Pyeongchang 2018 dabei sein werden, ist seit Montagabend unwahrscheinlicher denn je. Nicht wegen des Boykotts, den sie für den Fall angedroht haben, dass sie nur unter neutraler Flagge antreten dürfen, sondern erstaunlicherweise wegen der Konsequenz des IOC.

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