Huthi-Rebellen töten Ex-Präsident Saleh

Streitkräfte und Partei bestätigen Ermordung / Huthi fingen Konvoi ab

  • Lesedauer: 3 Min.

Sanaa. Jemens Huthi-Rebellen haben den Tod des einflussreichen Ex-Präsidenten Ali Abdullah Saleh verkündet. Saleh, der im jemenitischen Bürgerkrieg ein wichtiger Machtfaktor war, sei bei Kämpfen in der Hauptstadt Sanaa getötet worden, berichtete der Huthi-nahe Fernsehsender Al-Masira am Montag. Die Huthi-Rebellen verbreiteten Bilder, auf denen der Leichnam des Ex-Staatschefs zu sehen sein soll. Seine eigene Partei bestätigte am Nachmittag den Tod Salehs.

Erst am Wochenende war es zu einem offenen Bruch zwischen den Huthi-Rebellen und Saleh gekommen, die seit 2014 gemeinsam gegen die vom Nachbarland Saudi-Arabien unterstützten Kräfte gekämpft hatten.

Die Huthis hatten Saleh nach dem Bruch »Hochverrat« vorgeworfen und angekündigt, gegen die von Saleh geführten Verbände zu kämpfen. Das von den Huthi geführte »Innenministerium« erklärte am Montag »das Ende der verräterischen Miliz und die Tötung ihres Anführers sowie einer Reihe seiner kriminellen Unterstützer«. Mit Salehs Tod sei die »Krise«, die durch den Bruch der Rebellenallianz ausgelöst worden sein, zu Ende.

Obwohl Ali Abdullah Saleh im Zuge der Arabischen Aufstände nach fast 34 Jahren als Präsident Jemens zurücktreten musste, konnte er sich von der Macht nie lösen. Der Ex-Staatschef tat nach 2012 weiter das, was er am besten konnte: Stämme, Gruppen und Menschen gegeneinander ausspielen, um seinen Einfluss zu sichern. Salehs letzter Schachzug in dem verheerenden Bürgerkrieg - der Bruch mit den verbündeten Huthi-Rebellen - kostete den 75-Jährigen nun das Leben.

Der in der Armee sozialisierte Ex-Machthaber wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Er besuchte die Koranschule, ging zum Militär und wurde 1978 Staatschef in Nordjemen, der damals noch vom sozialistischen Süden getrennt war. Er hatte mehrere Frauen und mehr als ein Dutzend Kinder.

In seiner Zeit als Machthaber in Sanaa bemühte er sich um ein enges Verhältnis zu den USA, obwohl es dafür in der Bevölkerung wenig Rückhalt gab. In Washington wurde Saleh bis zum Beginn der Protestwelle 2011 als Verbündeter im Kampf gegen den Terror von Al-Kaida gestützt. Innenpolitisch scheiterte er aber weitgehend daran, die noch immer bestehende Spaltung zwischen dem Norden und dem Süden nach der Vereinigung 1990 zu überwinden.

In Jemens Hauptstadt Sanaa wurde am Montag weiter heftig gekämpft. Augenzeugen berichteten von Luftangriffen. Offenbar wurden Ziele in der Nähe des Flughafens und des Innenministeriums attackiert.

Bewohner berichteten überdies kurz vor der Meldung über Salehs Tod, dass sich die Kämpfe zwischen den ehemals verbündeten Anhängern von Saleh und den Huthi-Rebellen auf Gebiete außerhalb von Sanaa ausgeweitet hätten. Stammesangehörige in Salehs Heimatstadt Sanhan südlich der Hauptstadt berichteten von heftigen Gefechten in der Nacht zum Montag. Agenturen/nd

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