Digitale Geldspielereien

Kurt Stenger über Venezuelas Plan einer staatlichen Kryptowährung

Rund 1300 Digitalwährungen wie Bitcoin und Ethereum soll es mittlerweile geben - doch die Ankündigung von Venezuelas Präsident Nicolás Maduro, diesen eine weitere hinzuzufügen, hat es in sich: Kerngedanke der virtuellen Zahlungsmittel ist es, eine Währung fernab geldpolitischer Regulierung zu kreieren. Nun gibt es erstmals staatliche Überlegungen, in dem chaotisch-bunten Treiben mitzumischen. Man könnte dies als Bankrotterklärung für die heimische Währung verstehen. Der Bolívar verliert rasant an Wert, die Inflation ist weltweit einmalig. Doch statt die Devise zu stärken oder den vielerorts geglückten Weg einer Währungsreform zu gehen, hofft Maduro auf alternative Finanzierungswege.

Im Prinzip ist das die Fortsetzung einer fatalen Wirtschaftspolitik, die alles auf die Öl-Karte setzt: Man glaubt, mit den Exporterlösen alle lebensnotwendigen Dinge importieren zu können, ohne diese selbst zu produzieren. Seit dem Ölpreisverfall geht diese Rechnung nicht mehr auf, daran könnte auch eine Kryptowährung nichts ändern. Zumal der »Petro« wieder das Öl als Sicherheit verwenden soll. Doch der weltweit in rauen Mengen vorhandene Rohstoff ist kein Gold. Venezuela benötigt keine digitalen Währungsspielereien, sondern Finanzstabilität - und die setzt, was Präsident und Opposition begreifen müssen, innenpolitische Einigkeit voraus.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal