DGB-Report: Ausbildungen ausbaufähig
Auf den ersten Blick haben Auszubildende wenig zu klagen. Sie scheinen einigermaßen zufrieden mit ihrer Lehre zu sein, von der sie auch nicht die Erwartung haben, dass sie rundherum ein Zuckerschlecken ist. Doch bei genauerem Überlegen äußern sie Mängel - sei es, dass sie regelmäßig Überstunden machen, ausbildungsferne Tätigkeiten verrichten oder ihren Ausbildungsplan noch nie zu Gesicht bekommen haben.
In einem jährlichen Ausbildungsreport schaut der DGB sich die Befindlichkeiten der Lehrlinge genauer an. Rund 1800 Auszubildende hat er hierfür in Berlin und Brandenburg befragt. Das am Mittwoch vorgestellte Ergebnis fällt unterm Strich ernüchternd aus: Geändert habe sich an den allseits bekannten Missständen nicht viel, sagte Christin Richter, Bezirksjugendsekretärin des DGB. Entsprechend hoch sei die Abbrecherquote. Im Handwerk in Berlin betrage sie 46 Prozent, in Brandenburg bei 36 Prozent. Das sind Werte weit über dem bundesdeutschen Schnitt.
Ein Schwerpunkt des diesjährigen Reports liegt auf den Berufsschulen - und auch hier fällt das Fazit dürftig aus. 27 Prozent der Befragten bewerten die fachliche Qualität des Unterrichts als »befriedigend«, 15 Prozent als »ausreichend« oder gar »mangelhaft«. Auch die Größe der Klassen ist in den vergangenen Jahren angestiegen. Der Durchschnitt beträgt derzeit 21,8 Azubis.
Doro Zinke, die Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg, wundert es nicht, dass sich angesichts dieser Bedingungen jeder fünfte Lehrling schlecht auf theoretische Prüfungen vorbereitet fühlt. Sie fordert eine bessere finanzielle Unterstützung für die Berufsschulen. Es brauche nicht nur mehr ausreichend qualifizierte Lehrer, sondern auch eine Verbesserung der baulichen Zustände und der technischen Ausstattung.
Auf den Mangel an Ausbildungsplätzen in der Region verwies Alexander Fischer, Staatssekretär für Arbeit (LINKE). In Berlin kamen im vergangenen Ausbildungsjahr 20 800 Bewerber auf 17 500 Ausbildungsplätze, in Brandenburg waren es 14 500 Bewerbungen auf 14 300 Plätze. Seit Jahren sinkt die Bereitschaft der Betriebe, ihren Nachwuchs auszubilden. »Das muss sich ändern«, sagte Fischer in Hinblick auf den Fachkräftemangel. Vorerst will die Senatsverwaltung in einen Dialog mit den Branchen gehen. Doch im Gespräch ist längst auch eine Abgabe für jene Betriebe, die nicht ausbilden wollen.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.