- Politik
- Abtreibung
Gericht in El Salvador bestätigt 30 Jahre Haft wegen Abtreibung
Junge Frau wurde nicht wegen Schwangerschaftsabbruch, sondern wegen Mord angeklagt
São Paulo. Ein Gericht in El Salvador hat eine Haftstrafe von 30 Jahren wegen Schwangerschaftsabbruchs gegen eine junge Frau bestätigt. Teodora del Carmen Vásquez wird Mord in besonders schwerem Fall vorgeworfen, wie die Tageszeitung »El Mundo« am Mittwoch berichtete. Vásquez hatte stets von einem ungewollten Schwangerschaftsabbruch gesprochen. Vor dem Gericht protestierten zahlreiche soziale Organisationen gegen das Urteil. El Salvador ist eines von wenigen Ländern in Lateinamerika, in denen ein generelles Abtreibungsverbot herrscht. Erst 1998 wurde die Gesetzgebung verschärft.
Vásquez wurde bereits 2008 zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Das Gericht erklärte jetzt, es seien keine Beweise für ihre Unschuld gefunden worden. Deshalb werde die ursprünglich Strafe beibehalten. Vásquez sagte, sie habe während ihrer Arbeit in einer Schule starke Unterleibsschmerzen bekommen und dann einen Krankenwagen gerufen. Danach sei sie ohnmächtig geworden. Als sie wieder zu sich gekommen sei, sei sie bereits von Polizei umzingelt gewesen.
Die Strafe für einen Schwangerschaftsabbruch beträgt in El Salvador normalerweise acht Jahre, aber in vielen Fällen werden die Frauen wegen Mordes angeklagt. Dann beträgt die Haftstrafe 30 Jahre. Nach Angaben von Amnesty International sitzen derzeit mindestens ein Dutzend Frauen wegen Schwangerschaftsabbruchs in Haft.
UN-Menschenrechtskommissar Zeid Ra'ad al-Hussein appellierte in der vergangenen Woche bei einem Besuch in El Salvador an Präsident Salvador Sánchez Cerén, den Strafrechtsartikel bei Schwangerschaftsabbruch nicht anzuwenden und alle Fälle von verurteilten Frauen neu zu verhandeln. Auch Amnesty International hatte sich für die Freilassung von Vásquez eingesetzt und der Regierung eine Liste mit 25.000 Unterschriften präsentiert. epd/nd
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.