Trump wird aus Davos twittern

US-Präsident nimmt am Weltwirtschaftsforum teil

  • Steffen Klatt, Zürich
  • Lesedauer: 3 Min.

Das diesjährige Weltwirtschaftsforum (WEF) darf mit einem prominenten Gast rechnen. Wie das Weiße Haus am Dienstag mitteilte, wird US-Präsident Donald Trump teilnehmen. »Er begrüßt die Gelegenheit teilzunehmen und seine America-First-Agenda mit den Führern der Welt zu diskutieren«, sagte Pressesprecherin Sarah Sanders. »Und er freut sich sehr darauf, Teil dieses Prozesses zu sein.« Einzelheiten des Besuchs und die Teilnehmerliste der Delegation würden noch festgelegt.

Trump hatte während seiner Wahlkampagne das WEF als Treffen globaler Eliten abgelehnt. Der Präsident habe seine Meinung nicht geändert, so Sanders. Er werde seine Politik in Davos genauso vertreten wie bei anderen Gelegenheiten. »Der Präsident ist noch immer 100 Prozent fokussiert und steht zu einer Politik, welche die Stärke der amerikanischen Unternehmen und des amerikanischen Arbeiters fördert.«

Wie das WEF schreibt, wird Trump von wichtigen Ministern sowie Senatoren und Mitgliedern des Repräsentantenhauses begleitet werden. Insgesamt sollen rund 350 Regierungsvertreter nach Davos kommen, darunter über 60 Staats- und Regierungschefs. Das WEF-Jahrestreffen der Chefs der wichtigsten global tätigen Unternehmen dauert vom 23. bis zum 26. Januar. Es steht unter dem Leitwort »Eine gemeinsame Zukunft in einer zersplitterten Welt schaffen«. Trump ist der zweite US-Präsident, der am WEF teilnimmt. Bill Clinton war im Jahr 2000 nach Davos gekommen. Trumps Vorgänger Barack Obama hatte Vizepräsident Joe Biden geschickt.

Der Besuch Trumps ist indirekt auch eine Antwort an seinen chinesischen Amtskollegen Xi Jinping. Dieser hatte 2017 das Jahrestreffen eröffnet. Der Präsident des kommunistisch regierten Landes verteidigte vor der versammelten Elite der Weltwirtschaft die Globalisierung, forderte aber auch ein neues Modell der internationalen Zusammenarbeit. »Alle Länder sollen sich entwickeln können. Aber sie müssen aufhören, ihre eigenen Interessen auf Kosten anderer zu verfolgen«, so Xi Jinping damals. Sein Auftritt war auch als Antwort auf die protektionistischen Töne angesehen worden, die Trump als Präsidentschaftskandidat hatte hören lassen.

Für das Forum selbst ist der Besuch Trumps ein Glücksfall. Seit die Proteste gegen die Globalisierung abgeflaut sind, die noch vor anderthalb Jahrzehnten jeden Gipfel von Politikern oder Wirtschaftsführern erschüttert hatten, ist es ruhig geworden um das Treffen der Konzernchefs, Zentralbanker, Politiker, Aktivisten und Medienleute. Wenn das Jahrestreffen in den verschneiten Bergen im Bündnerland noch in die Schlagzeilen kam, dann vor allem wegen der überhöhten Preise in manchen Hotels. WEF-Gründer Klaus Schwab drohte Ende November in einem Interview mit der »NZZ am Sonntag« durch die Blume mit einem Abzug aus Davos. »Wenn die Infrastruktur nicht stimmt - und vor allem die Preisgestaltung und Hotelkapazität - dann wird die Situation prekär«, sagte Schwab.

Allerdings hat Schwab selber schlechte Erfahrungen mit »Davos« außerhalb von Davos gemacht. Der WEF hatte das Jahrestreffen 2002 in New York organisiert, angeblich aus Solidarität mit der Stadt, die am 11. September 2001 von Anschlägen getroffen war, in Wahrheit aber wohl in der Hoffnung, noch stärker ins Zentrum des Weltgeschehens zu rücken. Ein Jahr später war das WEF zurück in Davos. Und jetzt kann es wieder mit einigen Schlagzeilen mehr rechnen. Zumindest beim Kurznachrichtendienst Twitter, den Trump gern und viel nutzt.

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