Zwei SPD-Politiker unter sich
Der Ausdruck »Alternative Fakten« wurde zum Unwort des Jahres 2017 gekürt. Das ist gut so, denn in Zeiten, in denen die immernochimmerweiterundauchinzukunftnochregierende Kanzlerin Angela Merkel alles, was sie in der Vergangenheit entschieden hat, in der Gegenwart entscheidet und künftig entscheiden wird, für alternativlos erklärt hat, erklärt und noch erklären wird, braucht es wieder mehr Fakten.
Ein Faktum könnte demnächst die Wiederauflage der Großen Koalition werden. Der SPD-Genosse Karl Lauterbach stellte am 27. November vergangenen Jahres dazu unmissverständlich fest: »Wir wollen eine Bürgerversicherung mit einem gemeinsamen Versicherungsmarkt ohne Zwei-Klassen-Medizin.« Wenn bei solchen und anderen Gerechtigkeitsfragen nichts erreicht werde, gebe es »nicht den Hauch einer Chance, dass die SPD-Mitglieder einem Koalitionsvertrag zustimmen würden«. Im Interview mit dem Zentralorgan der künftigen 15-Prozent-Partei, dem »Vorwärts«, meinte Karl Lauterbach dieser Tage: Die SPD habe in den Sondierungsgesprächen mit der Union »Verbesserungen erreicht«. Bei der Bürgerversicherung habe die Union allerdings so massiv Widerstand geleistet, dass die SPD schließlich nachgegeben habe.
Daraufhin gab es an der SPD-Basis heftigen Unmut; manche bezichtigten Karl Lauterbach des Wortbruchs. Die Parteiführung unter Vorsitz von Martin Schulz stellte daraufhin unmissverständlich klar: Die Erklärung vom 27. November 2017 stammte vom Genossen Karl Lauterbach, die von dieser Woche vom künftigen Regierungsmitglied Karl Lauterbach; es handele sich hierbei um zwei völlig verschiedene Personen. Sozusagen also um alternative Fakten. jam Foto: dpa/Wolfgang Kumm
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