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Bremen will Privat-Uni kein Geld mehr geben - doch an ihr hängen Arbeitsplätze

  • A. Cäcilie Bachmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Geschichte der Jacobs University, der umstrittenen Privat-Uni im Bremer Norden, ist seit jeher eine Problem-Geschichte. Doch jetzt wird es wirklich ernst: Nach langen Jahren der finanziellen Unterstützung durch das stets klamme Bremen bei gleichzeitiger Beteuerung, jede neue Finanzspritze sei wirklich die letzte, soll nun tatsächlich kein öffentliches Geld mehr fließen. Das jedenfalls erklärte die rot-grüne Landesregierung. Und auch die Stiftung der ehemaligen Bremer Kaffee-Dynastie Jacobs, schleicht sich aus der Verantwortung. Die Jacobs Foundation will nur noch neun Millionen Euro pro Jahr in das Uni-Projekt stecken statt wie bisher 13 Millionen.

Die private Universität - so die Forderung - soll mehr Mittel selbst einwerben, mehr Wirtschaftskooperationen eingehen und die Studentenzahl erhöhen, um Kostendeckung zu erreichen. Von dem bisherigen Schlüssel von etwa 20 Studierenden pro Professor, wagt an der staatlichen Bremer Uni niemand auch nur zu träumen. Allerdings würde eine Erhöhung der Studierendenzahl pro Professor die Attraktivität der Privat-Uni für zahlende Studenten sinken lassen - und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit der Einrichtung auf dem internationalen Markt.

Prestigegewinn für Bremen im Allgemeinen und als Wissenschaftsstandort im Besonderen hatte sich die damalige Bremer SPD/CDU-Regierung zur Jahrtausendwende von der Unterstützung des privaten Universitätsprojektes versprochen. Damit lag sie nicht falsch: Die private Hochschule machte Bremen weltweit bekannt. Und sie machte auch mit wissenschaftlichen Erfolgen auf sich aufmerksam.

Darüber hinaus konnte die Hochschule als ein wichtiger Faktor für den strukturschwachen Bremer Norden gelten. Sie konnte die Situation in der Sorgenregion der Hansestadt zwar nicht stabilisieren, trug aber immerhin zu einer Verlangsamung der Verelendung dort bei. Es wird davon ausgegangen, dass rund 1000 Arbeitsplätze in Bremen-Nord an der Existenz der privaten Hochschule hängen. Damit hat die Jacobs University eine enorme Ausstrahlung auf das gesamte Gemeinwesen dieses Gebietes, das die höchste Arbeitslosen- und Armutsquote Bremens aufweist.

Diese Rolle führt denn auch zum Zögern in der Politik, was das konsequente »Nein« zur weiteren Förderung betrifft. So haben der arbeitsmarktpolitische Sprecher der Bremer SPD-Fraktion, Dieter Reinken, der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen im Bremer Landtag, Robert Bücking, sowie Ekkehart Siering, SPD-Staatsrat für Arbeit und Wirtschaft, die Privat-Uni als unverzichtbar für den Bremer Norden erklärt und deshalb deren Rettung gefordert. Um aber den rot-grünen Senat nicht erneut als Wortbrecher dastehen zu lassen, wurde von allen Dreien etwas zurückgerudert mit dem Hinweis, es müsse ja nicht unbedingt monetäre Unterstützung sein, es sollten andere Möglichkeiten gesucht werden.

Für die Bremer Linksfraktion, die grundsätzlich staatliche Unterstützung für eine Privat-Uni ablehnt, ist es nicht nachvollziehbar, dass diese nicht längst von der Alimentierung-Liste der rot-grünen Regierung gestrichen wurde. Die LINKE hält die Jacobs University in Bremen für überflüssig und den Senat für regelmäßig wortbrüchig in dieser Angelegenheit. Auch will die Linksfraktion, dass die Jacobs University ihren 50 Millionen-Euro-Kredit der Aufbaubank, für den Bremen eine Bürgschaft abgegeben hat, endlich zurückzahlt.

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