In Ungnade gefallen

Personalie

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.

Innerhalb des Holtzbrinck-Verlages hat ein bizarrer Machtkampf begonnen. Der mittlerweile ungeliebte Verleger Dieter von Holtzbrinck will den derzeit beliebtesten Journalisten Deutschlands, Gabor Steingart, Herausgeber, Geschäftsführer und Miteigner der Handelsblatt Media Group, zur Strecke bringen. Das Duell wird nach den Regeln des Medienkampfes ausgetragen, also nicht im Verborgenen. Besondere Raffinesse wird dabei von Dieter von Holtzbrinck nicht verlangt, da er sich beim Mord an Steingart erwischen lassen darf.

Klingt schräg, ist auch schräg, aber so ungefähr schrieb es Gabor Steingart am vergangenen Mittwoch in sein »Morning Briefing«, seiner von Montag bis Freitag erscheinenden Online-Kolumne; nur die Namen waren andere: der Verleger von Holtzbrinck ist in Wirklichkeit SPD-Parteichef Martin Schulz und der beliebteste Journalist Deutschlands in Wahrheit der »beliebteste SPD-Politiker Sigmar Gabriel«. Auch schrieb Steingart von einem Duell, das »nach den Regeln des Parteienkampfes« im Verborgenen ausgetragen wurde. Am Ende meinte der ehemalige »Spiegel«-Journalist dann noch, dass Schulz »nichts Geringeres« plane, »als den perfekten Mord«.

Das wäre nicht weiter der Rede wert, hätte sich Dieter von Holtzbrinck nicht bemüßigt gefühlt, für diese Kolumne seines führenden Angestellten bei Schulz um Entschuldigung zu bitten. Laut spiegel-online soll Steingart wegen des Schulz-Bashings sogar seiner Posten im Verlag enthoben werden.

Die Beziehung zwischen Steingart und von Holtzbrinck war dabei bislang keine schlechte. Steingart galt als Ziehsohn des Verlegers, der seinem Chefangestellten in redaktionellen Dingen freie Hand ließ. So ein Verhältnis erkaltet nicht plötzlich, sondern allmählich; es ist also zu vermuten, dass das Schulz-Bashing nicht der Grund, sondern der Anlass für die öffentliche Demontage war.

Gabor Steingart wird es verschmerzen können. Als Autor des neokonservativen Blogs »Achse des Guten« kann er noch viel über den Gabriel-Mörder Schulz schreiben.

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.