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Wolfgang Richter – 14. 1. 1940 - 11. 2. 2018

Dass das Rentenstrafrecht gegenüber einstigen DDR-Funktionsträgern ein Thema von internationalem Interesse wurde, ist keine Selbstverständlichkeit. Es hat maßgeblich mit der Arbeit der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde (GBM) zu tun, deren Vorsitzender der Gesellschaftswissenschaftler und Friedensforscher Wolfgang Richter lange war. 1991 gründete er mit anderen die GBM, um sich gegen die Benachteiligung von Ostdeutschen im Vereinigungsprozess zu wenden.

Richter, im heutigen Liberec (damals Reichenberg) geboren, arbeitete an der Berliner Humboldt Universität, nach der Wende am neu entstandenen Institut für Friedens- und Konfliktforschung. Er sorgte mit dafür, dass die GBM eine vernehmliche Stimme in der Menschenrechtsdebatte wurde, ja dass die Verletzung wirtschaftlicher und sozialer Rechte insbesondere von Menschen in den neuen Bundesländern in UN-Gremien zur Sprache kamen. Die Recherchen dazu flossen in die Weißbücher »Unfrieden in Deutschland« ein. Wolfgang Richter war einer der Herausgeber. Auch für die Bewahrung ostdeutscher Kunst setzt sich die GBM ein. »Das dickste Buch, das wir je rausgegeben haben, war das Lexikon ›Künstler in der DDR‹«, sagte Richter in einem nd-Interview. wh

Herbert Ehrenberg – 21. 12. 1926 - 20. 2. 2018

Als Vermächtnis von Herbert Ehrenberg gilt vor allem eines: Der frühere Arbeitsminister im Kabinett von Helmut Schmidt (SPD) brachte Anfang der 80er Jahre die Künstlersozialkasse (KSK) auf den Weg. Heute verschafft sie mehr als 185 000 Kulturschaffenden Zugang zur gesetzlichen Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung.

Als die KSK 1983 ihre Arbeit aufnahm, war Kanzler Schmidt bereits gestürzt und Ehrenberg aus dem Amt geschieden. Eines der dringendsten sozialen Probleme seinerzeit war die wachsende Arbeitslosigkeit. 1976, als Ehrenberg zum Arbeitsminister berufen wurde, gab es knapp 600 000 Erwerbslose; bis zu seinem Ausscheiden aus dem Kabinett 1982 stieg die Zahl auf 1,8 Millionen an. Wenigstens den freiberuflichen Künstlern und Publizisten schuf er eine bessere Absicherung.

Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) würdigte den Mitbegründer des konservativen Seeheimer Kreises unlängst als »sozialdemokratisches Urgestein«. Von 1972 bis 1990 gehörte Ehrenberg dem Bundestag an - stets wurde der gebürtige Ostpreuße in seinem Wahlkreis Wilhelmshaven direkt gewählt. sot

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