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Unerwünschte Person: Rosa L.

Polnische Behörden ließen Tafel zur Erinnerung an die Revolutionärin entfernen

Berlin. Wer wissen will, wie sich die rechtskonservative polnische Regierungspartei PiS den Umgang mit Geschichte vorstellt, kann das dieser Tage in Zamość studieren. In der ostpolnischen Stadt nahe der Grenze zur Ukraine wurde am 5. März 1871 Rosa Luxemburg geboren. Bis zum 13. März 2018 erinnerte eine Gedenktafel daran; sie war an der Fassade des Hauses angebracht, in dem die Familie Luxemburg damals lebte.

Wie sich herausstellte, wurde die Tafel auf Geheiß des Wojewoden der Region Lublin entfernt. Der berief sich auf das so genannte Dekommunisierungsgesetz. Zwar hatte sich der Stadtpräsident von Zamość vor zwei Jahren, als das Gesetz in Kraft trat, für den Verbleib der Tafel ausgesprochen, weil offenbar nicht wenige Touristen das Haus aufsuchten, in dem die Revolutionärin aufgewachsen war. Aber die neue geschichtsrevisionistische Linie der PiS-Regierung sieht vor, Denkmäler, Straßennamen und ähnliche Geschichtszeichen, die den Kommunismus glorifizieren, zu beseitigen. Und damit das auch klappt, hatte sie in dem Gesetz eine Frist bis Ende März 2018 gesetzt.

Das passt in den groß angelegten Versuch, die polnische Geschichte im nationalkonservativen Sinne umzudeuten. Das reicht von der Art der Darstellung des polnischen Widerstands gegen die Wehrmacht und die Sowjetarmee in Filmen und Büchern bis zum so genannten Holocaust-Gesetz, in dessen Folge vermeintliche antipolnische Äußerungen den Behörden gemeldet werden sollen.

An der Hausfassade in Zamość war nach der Entfernung der Tafel, die nun in einem Museum liegt, ein viereckiger Fleck unverputzter Backsteine zu sehen. Inzwischen wurde die Wand ausgebessert; man ahnt nur noch bei genauem Hinsehen, dass an der Stelle eine Tafel befestigt war. Ein historischer Schandfleck bleibt es dennoch.

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