Verheerende Signale

Marie Frank über den antisemitischen Vorfall

  • Marie Frank
  • Lesedauer: 2 Min.

Antisemitismus ist in Deutschland nach wie vor ein großes Problem. Und das nicht, wie viele neuerdings meinen, erst seit der vermehrten Aufnahme von Flüchtlingen. Antisemitische Einstellungen sind in der politischen Kultur und im alltäglichen Bewusstsein nicht nur bei Muslimen, sondern auch bei Deutschen weit verbreitet.

Umso wichtiger ist es, solchen Einstellungen und entsprechenden Äußerungen entschieden entgegenzutreten. Wer wie die Paul-Simmel-Grundschule versucht, solche Probleme unter den Teppich zu kehren, trägt dazu bei, Antisemitismus herunterzuspielen - und die Täter zu schützen. Stattdessen muss den Opfern beigestanden und unmissverständlich klar gestellt werden, dass antisemitische Äußerungen nicht akzeptiert werden. Und das, egal von wem sie stammen.

Dass dies nicht der erste Vorfall ist, bei dem sich eine Schule angesichts antisemitischer Anfeindungen auf dem Schulhof hilflos verhält, muss dabei umso mehr erschrecken. Die verheerende Reaktion der Schulleitung der Friedenauer Gemeinschaftsschule führte im vergangenen Jahr dazu, dass das Opfer und nicht der Täter die Schule verließ. Auch im aktuellen Fall besucht laut »Berliner Zeitung« der Junge weiterhin die Schule, während die Betroffene die Schule wechseln wird.

Es kann nicht sein, dass jüdische Schüler aufgrund von antisemitischer Diskriminierung auf jüdische oder private Schulen wechseln müssen. Oder dass Eltern ihren Kindern raten, sich in der Schule nicht als Jude erkennen zu geben. So verständlich das im individuellen Fall auch sein mag, politisch und gesellschaftlich ist dies ein verheerendes Signal.

Kinder müssen von klein auf lernen, mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Identitäten umzugehen. Und das im unmittelbaren Zusammenleben. Jeder Fall, in dem »Jude« als Schimpfwort auf Schulhöfen benutzt wird, muss daher streng bestraft werden. Nur so kann der Normalisierung antisemitischer Verhaltensmuster entgegentreten werden.

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