Das alte Lied

René Heilig mit Anmerkungen zu »neuen« Bundeswehr-Traditionen

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

Pete Seeger schrieb und sang zehn Jahre nach dem letzten weltweiten Brand ein Lied, das seinen Ursprung im Ukrainischen hat: »Where Have All The Flowers Gone«. Man hört es seither in vielen Sprachen. Joan Baez sang es ebenso wie Bob Dylan, Marlene Dietrich ging damit auf Welttourneen. Als in Europa noch Hunderttausende allösterlich zu Friedensmärschen aufbrachen, wurde es zu einer Hymne.

In dem Lied über Mädchen, die Blumen für Männer pflücken, die in den Krieg müssen, heißt es: »Sag, wo die Soldaten sind, über Gräbern weht der Wind ... Wann wird man je verstehen?«

Seien wir total verwegen und stellen uns vor, dieses Lied wird am Mittwoch in Hannover gespielt, wenn die Verteidigungsministerin eine Kaserne nach einem jungen Hauptfeldwebel der Bundeswehr benennt, der in Afghanistan durch eine Bombe umgebracht wurde. Absurd? Ja, leider. Denn der offensichtliche Widerspruch zwischen Lied und militärischem Appell würde zumindest signalisieren, dass die, die für das Töten und Sterben von Soldaten und noch mehr Zivilisten Verantwortung tragen, verstehen wollen.

Kriege haben mannigfache Ursachen. Sie lassen sich nicht durch Transparente oder Dekrete abschaffen. Die globale Bundeswehr will künftig Traditionen aus sich selbst heraus bestimmen. Das ist allemal besser, als Wehrmachtshelden anzuhimmeln. Doch jungen Menschen »Gefallene« zum Vorbild zu machen, ist nicht der Weg, um für Frieden zu werben. So bleibt alles beim Alten. Und bei schmissiger Marschmusik.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal