Luftschlag gegen syrische Militärbasis

Mindestens 14 Todesopfer in der Provinz Homs / Moskau und Damaskus beschuldigen Israel

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Lage in und um Syrien ist noch unübersichtlicher und gefährlicher geworden. Erst kürzlich hatten USA und Frankreich Machthaber Baschar al-Assad wegen eines Damaskus zugeschriebenen Abwurfs einer Chlorgas-Fassbombe über der Rebellenhochburg Duma erneut vor dem Einsatz von Chemiewaffen gewarnt und beim Überschreiten dieser »roten Linie« mit Gegenangriffen gedroht. Nun schlugen in der Nacht zum Montag auf einem syrischen Militärflughafen mehrere Raketen ein. Nach Angaben von Aktivisten und Rettungskräften soll es in Ost-Ghuta mindestens 48 zivile Tote gegeben haben, einige Quellen sprechen sogar von 150 Opfern. Beim Angriff auf die Militärbasis T4 nahe der Oasenstadt Palmyra seien 14 Menschen getötet worden, darunter auch iranische Kämpfer und Angehörige der schiitischen Hisbollah-Miliz.

Doch in Washington wie in Paris hieß es: »Wir waren es nicht.« Das behauptet auch die Regierung in Damaskus mit Blick auf den angeblichen C-Waffen-Einsatz und wird von Moskau unterstützt. Die jüngsten Vorwürfe seien erfunden. Wie Außenminister Sergej Lawrow erklärte, hätten russische Militärspezialisten vor Ort keinerlei Spuren von Chlorgas gefunden. In Teheran hieß es, so werde der Vorwand für ein militärisches Vorgehen geschaffen. Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) kündigte eine Untersuchung an.

Aus Russland kam schließlich auch die Meldung, dass es zwei israelische F-15-Kampfflugzeuge gewesen seien, die von libanesischem Luftraum aus insgesamt acht Geschosse auf den Stützpunkt in der Provinz Homs abgefeuert hätten. Kurz zuvor hatten syrische Staatsmedien noch von einer »amerikanischen Aggression« gesprochen.

Während das russische Verteidigungsministerium mitteilte, dass die syrische Luftverteidigung fünf Flugkörper abfangen habe, schwieg das Militär in Tel Aviv zunächst wie üblich zu den Berichten. Israel hatte in den vergangenen Monaten mehrfach Ziele im Nachbarland bombardiert. Zuletzt griff die Armee das Flugfeld T4 im Februar dieses Jahres an, nachdem dort eine hochmoderne iranische Drohne gestartet und in den israelischen Luftraum eingedrungen sein soll.

Die LINKE im Bundestag hat den jüngsten Raketenangriff scharf verurteilt. Angriffe wie dieser seien »ein weiterer eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht«, so die Vize-Fraktionsvorsitzende Heike Hänsel. Noch am Montag sollte der UN-Sicherheitsrat zusammentreten. Frankreich und andere Staaten haben wegen des mutmaßlichen Chemiewaffenangriffs eine Dringlichkeitssitzung beantragt. Russland will, dass das Gremium die »Bedrohungen für den Frieden und die Sicherheit in der Welt« debattiert. Damaskus warnte derweil vor den »gefährlichen Folgen« solcher Angriffe auf syrischem Boden. Die »israelische Aggression« sei nicht ohne US-Unterstützung möglich gewesen, heißt es in einem Brief an den Sicherheitsrat. Mit Agenturen

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