Tropenholz verglüht auf deutschen Grills

Holzherkunft bei Grillkohle ist laut bundeseigenen Thünen-Institut in viele Fällen unklar

  • Lesedauer: 2 Min.

Osnabrück. Auf deutschen Grills wird ohne Wissen der Kunden in großem Umfang Holzkohle aus den Tropen verfeuert. Das zeigt eine Untersuchung von 1.590 Kohleproben durch das bundeseigene Thünen-Institut, wie die «Neue Osnabrücker Zeitung» am Dienstag unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen berichtete. Etwa 30 Prozent der Proben stuften die Experten als kritisch hinsichtlich der Deklaration der Holzherkunft ein.

Entweder bestanden die Chargen vollständig aus Tropenholz, ohne dass dies angegeben war. Oder der Holzkohle war trotz der Angabe «aus heimischen Laubhölzern» Tropenholz beigemischt.

Wie die Bundesregierung in ihrer Antwort erklärt, sei dies nicht «pauschal illegal», da die Kohle nicht zwangsläufig aus Raubbau stamme. Als problematisch gilt demnach aber vor allem Holzkohle aus Paraguay. Vor dem Hintergrund einer «vergleichsweise hohen Korruption» sei das Risiko für «illegalen Einschlag in Paraguay grundsätzlich als relativ hoch anzusehen», schreibt das Bundeslandwirtschaftsministerium. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die importierte Holzkohle «teilweise mit illegalem Einschlag in Zusammenhang stehen könnte».

Laut Bundesregierung bestehe keine Möglichkeit, derartige Importe zu verbieten. Man setze sich aber dafür ein, dass Holzkohle in die Europäische Holzhandelsverordnung aufgenommen wird. Das würde den Handel mit Tropenholz in Kohleform strengeren Regeln unterwerfen.

Die Grünen forderten die Koalition zum Handeln auf. Steffi Lemke, parlamentarische Geschäftsführerin und naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen, forderte eine Kennzeichnung von Kohle aus Tropenholz. «Verbraucher müssen sicher sein können, dass sie nicht mit Kohle aus Raubbau ihren Grill befeuern», sagte sie der Zeitung. Es sei unverantwortlich, dass diese Erkenntnis folgenlos« bliebe. Agenturen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.