- Wirtschaft und Umwelt
- Grillkohle
Tropenholz verglüht auf deutschen Grills
Holzherkunft bei Grillkohle ist laut bundeseigenen Thünen-Institut in viele Fällen unklar
Osnabrück. Auf deutschen Grills wird ohne Wissen der Kunden in großem Umfang Holzkohle aus den Tropen verfeuert. Das zeigt eine Untersuchung von 1.590 Kohleproben durch das bundeseigene Thünen-Institut, wie die «Neue Osnabrücker Zeitung» am Dienstag unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen berichtete. Etwa 30 Prozent der Proben stuften die Experten als kritisch hinsichtlich der Deklaration der Holzherkunft ein.
Entweder bestanden die Chargen vollständig aus Tropenholz, ohne dass dies angegeben war. Oder der Holzkohle war trotz der Angabe «aus heimischen Laubhölzern» Tropenholz beigemischt.
Wie die Bundesregierung in ihrer Antwort erklärt, sei dies nicht «pauschal illegal», da die Kohle nicht zwangsläufig aus Raubbau stamme. Als problematisch gilt demnach aber vor allem Holzkohle aus Paraguay. Vor dem Hintergrund einer «vergleichsweise hohen Korruption» sei das Risiko für «illegalen Einschlag in Paraguay grundsätzlich als relativ hoch anzusehen», schreibt das Bundeslandwirtschaftsministerium. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die importierte Holzkohle «teilweise mit illegalem Einschlag in Zusammenhang stehen könnte».
Laut Bundesregierung bestehe keine Möglichkeit, derartige Importe zu verbieten. Man setze sich aber dafür ein, dass Holzkohle in die Europäische Holzhandelsverordnung aufgenommen wird. Das würde den Handel mit Tropenholz in Kohleform strengeren Regeln unterwerfen.
Die Grünen forderten die Koalition zum Handeln auf. Steffi Lemke, parlamentarische Geschäftsführerin und naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen, forderte eine Kennzeichnung von Kohle aus Tropenholz. «Verbraucher müssen sicher sein können, dass sie nicht mit Kohle aus Raubbau ihren Grill befeuern», sagte sie der Zeitung. Es sei unverantwortlich, dass diese Erkenntnis folgenlos« bliebe. Agenturen/nd
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.