Digitales Klassenzimmer

Bildungsrauschen

  • Lesedauer: 3 Min.

In Räumen, mithin Klassenzimmern, »dritte« Pädagogen zu sehen, war die Idee des italienischen Pädagogen und Begründer der Reggio-Pädagogik Loris Malaguzzi (1920 - 1994). Heute bereichern seine Überlegungen auch staatliche Schulen. So beschäftigt sich auch der Bildungsserver Berlin-Brandenburg (bildungsserver.berlin-brandenburg.de) unter »Kompass/Schule im Aufbruch« mit der Entwicklung vom »Klassenzimmer zur Lernumgebung«. War das herkömmliche Klassenzimmer durch den Frontalunterricht geprägt und lehrerzentriert aufgebaut, sei die Schule von morgen durch eine flexible Raumgestaltung gekennzeichnet, liest man da.

Das Konzept ist umfangreich: Man wird Raum für individuelles Lernen, Gruppenarbeiten und zentraler Vermittlung brauchen, weshalb variables Mobiliar sich am besten eignet. Räume müssen sich in Forschungslabore umwandeln lassen und Lernmaterialien frei zugänglich angeboten werden. Sie sollen Orte der »Stimulanz, Reflexion, Kollaboration und des Spiels« werden. In diese Umgestaltung wächst die Herausforderung des digitalen Klassenzimmers.

Ein Abriss wichtiger Fragen zum Thema digitales Lernen findet man auf exicigtingedu.de. Zum einen braucht es das technische Equipment wie »Breitbandinternetanschlüsse, stabile WLAN-Netzwerke, eine ausreichende Anzahl an Steckdosen, Beamer und/oder Whiteboards und flexibles Mobiliar«. Man spricht von einer Lernlandschaft bestehend aus Einzelarbeitsplätzen, Bibliothek und Gruppenarbeitsplätzen, um »Partnerarbeit und das Lernen im Klassenverbund« zu ermöglichen. Dafür braucht es nicht nur Tische, Stühle und Trennwände mit »geringem Gewicht und Rollen«, sondern auch »transportable Whiteboards und nachrüstbare, kabellose Präsentationssysteme, die über Bluetooth und WiFi von allen Schülern genutzt werden können«. Hingewiesen wird auch auf Equipment, das eine »ergonomisch einwandfreien Haltung« gewährleistet. Da diese je nach Gerät variiert, eignen sich »variabel und stufenlos einstellbare« Tische und Stühle. Zuletzt wird betont, dass die Entwicklung von »Augmented und Virtual Reality«, also die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung, voranschreitet und wieder andere Voraussetzungen abverlangt, weshalb Räume so gestaltet werden sollen, dass sie immer wieder verändert werden können.

Laut spiegel.de ist in Europa Estland Vorreiter in Sachen Digitalisierung. Dort haben alle Schulen seit 1999 einen Internetzugang; bis 2020 will man alle Schulbücher digitalisiert haben. Schon heute haben alle Klassenräume des Tallinna Saksa Gümnaasium einen Beamer und Lautsprecher. Fachunterricht finde im Computerraum statt. Zudem gebe es zwei Klassensätze Tablets sowie Laptops. Programmieren und Robotik werden als Wahlfächer angeboten, im Keller stehe ein 3D-Drucker. Dabei wolle man nicht alles digitalisieren, sondern den Kindern zeigen, »wie sie die Technik am besten für sich nutzen können«. Denn Digitalisierung helfe beim Lernen und erhöhe die Effizienz des Unterrichts. Dass die Firma, die das elektronische Klassenbuch verkauft, auch den Server für die Daten betreibt, sollte einen dann doch aufhorchen lassen. Lena Tietgen

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