Russland sperrt Chatdienst Telegram

Sperre nach Streit um Herausgabe von Daten / Scharfe Kritik von Gründer Durov

  • Lesedauer: 2 Min.

Moskau. Russland hat damit begonnen, den Chatdienst Telegram zu sperren. Ein russisches Gericht hatte am Freitag im Streit um die Herausgabe von Daten die Sperre des international beliebten Nachrichtendienstes in Russland angeordnet. Der Zugang werde bis auf weiteres blockiert, urteilte Richterin Julia Smolina in Moskau.

Das Gericht folgte damit dem Antrag russischer Behörden, der Zugriff auf die Verschlüsselung des Chatdienstes gefordert hatte. Die Behörden vermuten, dass Terroristen den Dienst bei der Planung von Angriffen nutzen. Die Sperre werde erst aufgehoben, wenn Telegram alle geforderten Daten an den Geheimdienst FSB weiterleite, hieß es im Gericht der Agentur Tass zufolge.

Der russische Telegram-Gründer Pavel Durov weigert sich bislang, die Verschlüsselung herauszugeben. Er hält die Forderung für verfassungswidrig. Durovs Anwälte kündigten an, das Urteil anzufechten. Die russische Medienaufsicht teilte mit, die Entscheidung sofort nach deren Erhalt umzusetzen.

Bei Twitter schrieb Durov am Montag: »Autoritäre Regierungen (z.B. Russland) versuchen, Telegram wegen der Verschlüsslung zu blockieren, aber sind entspannter, wenn es um andere verschlüsselte Nachrichten-Apps geht.«

Die App hat mehr als 200 Millionen Benutzer. Mit Telegram kann man zum einen ähnlich wie bei WhatsApp oder dem Facebook Messenger chatten, Fotos und Videos austauschen oder telefonieren. Einzelne Nachrichten kann man auch so einstellen, dass sie sich nach dem Lesen automatisch löschen. Die App ermöglicht zudem, ähnlich wie bei Twitter bestimmte Kanäle zu abonnieren. dpa/nd

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