Angriff auf den Flüchtlingsdeal

Sebastian Bähr über ein Urteil zur Bewegungsfreiheit von Migranten

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 2 Min.

Überbelegung, fehlende Grundversorgung, Gewalt - die Situation in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Ägäisinseln ist katastrophal. Auf Interesse stoßen das Elend der Schutzsuchenden und die Probleme der Inselbewohner kaum noch. Athen, Brüssel und Berlin nehmen das in Kauf, um den Deal zwischen der EU und der Türkei nicht zu gefährden. Flüchtlinge gegen Geld, so einfach wie brutal. Der griechische Gerichtshof hat sich nun jedoch in einem bemerkenswerten Urteil für die Bewegungsfreiheit der - zumindest neuankommenden - Asylbewerber stark gemacht. Und damit Menschenrechte verteidigt. Dies ist ein starker symbolischer Sieg, stellt die Entscheidung doch die Grundvoraussetzung für den Deal in Frage. Nur Geflüchtete, die sich auf den Ägäisinseln befinden, können in die Türkei abgeschoben werden.

Ist damit der Flüchtlingsdeal Geschichte? Vermutlich nicht. Die EU und speziell Berlin werden wahrscheinlich nach Wegen suchen, um die Rechtsprechung zu umgehen und Druck auf Athen auszuüben. Es wäre nicht das erste Mal, dass widerspenstige griechische Institutionen zurechtgewiesen werden. Als in der Vergangenheit griechische Asylausschüsse die Türkei nicht als sicheres Drittland anerkannten und Abschiebungen stoppten, machte die EU kurzen Prozess: Die Entscheidungshoheit wurde einfach auf neue, »loyale« Ausschüsse übertragen. Das europäische Abschottungsregime lässt sich bisher weder von Völkerrecht noch von nationalem Recht beeindrucken.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal