Krupp wäre »sehr gern geblieben«

Der Eishockeytrainer bekam trotz Zusage keinen neuen Vertrag beim Vizemeister aus Berlin

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 3 Min.

»Ich bedanke mich für eure Unterstützung und hinterlasse euch eine gute Mannschaft«, rief Uwe Krupp den vielen Eisbären-Fans bei der Saisonabschlussparty zu. Nach dem Job als Eishockey-Bundestrainer sowie als Headcoach bei den Kölner Haien und den Eisbären Berlin zieht der Trainer weiter - ins Ausland. Der gebürtige Kölner wechselt in die Goldene Stadt. »Bei dem 109 Jahre alten Verein Sparta Prag habe ich einen zwei Jahresvertrag unterschrieben«, erzählt der 52-Jährige. All das ist schon seit einigen Tage bekannt, die Gründe der Trennung von Trainer und Vizemeister bislang hingegen nicht.

»Ich wäre sehr gern in Berlin geblieben. Das Eisbären-Management hat mit mir im Dezember über einen Einjahresvertrag gesprochen, mir jedoch nichts vorgelegt. Später hieß es, dass ich bei Erreichen des Viertelfinals weiter einen Einjahreskontrakt und im Falle des Meistertitels sogar einen Zweijahresvertrag erhalte könnte.« Bei den Zusagen handelte es sich offensichtlich um mündliche Gespräche. Etwas Unterschriftsreifes wurde ihm anscheinend nie vorgelegt.

Krupp dachte an die Zukunft und musste handeln: »Mit meinen zwei kleinen Kindern musste ich mich kümmern. Ich wand mich an meinen alten Manager in den USA. Er hätte mir etwas in Nordamerika besorgt. Dann kam das Angebot vom Sparta-Manager Peter Briza. Mit ihm habe ich während eines Lockouts der NHL zusammen in Landshut gespielt. Da habe ich zugegriffen. Überrascht können die Eisbären-Chefs nicht sein, denn sie legten mir schließlich nichts vor.«

Die Berliner hatte er in dreieinhalb Jahren zwei Mal auf einen zweiten Hauptrundenplatz, ein Mal ins Halb- und jetzt ins Finale geführt. Und da forderten die Eisbären den Titelverteidiger aus München bis zum letzten Spiel der Best-of-Seven-Serie heraus. Erst kurz vorm Korkenknallen schlugen die Münchner mit ihrem 6:3-Sieg zu. »Natürlich ist das siebte Spiel immer eine Art Lotterie. Wir hätten vielleicht gewinnen können. Doch wenn man die Spiele genau analysiert, dann stellt man schon fest: Die Münchner hatten, selbst in Spielen die wir gewinnen konnten, mehr Torchancen als wir. Irgendwann zahlt sich das aus«, stellt er fest.

Vielleicht will das Management der Berliner durch einen Wechsel andere Idee einbringen, um zum Beispiel das Powerplay erfolgreicher zu gestalten. Natürlich machte sich Krupp auch darüber Gedanken: »Wir haben wirklich oft und öfter das Überzahlspiel geübt. Bei der Eisbären-Mannschaft stimmt die Chemie. Der Zusammenhalt ist wirklich beeindruckend. Vielleicht werden gerade dadurch kleine Mängel verdeckt.«

Sollte Co-Trainer Clement Jodoin die Mannschaft übernehmen, sieht Uwe Krupp darin kein Problem: »Clement kennt die Mannschaft und die Bedingungen bei den Eisbären. Er arbeitet gut mit Co-Trainer Steffen Ziesche zusammen. Ich sehe in diesem eventuellen Vorhaben schon eine vernünftige Option.« Das Gerücht, dass Sportdirektor Stéphane Richer seinen früheren Hamburger Freezer-Trainer Serge Aubin in den Wellblechpalast locken wollte, hatte sich schon Anfang April erledigt, als Aubin bei den Züricher Lions unterschrieben hat.

Die Probleme der Eisbären sind nun aber nicht mehr seine. »Dom«, wie Krupp in seinem Freundeskreis in seiner Heimatstadt Köln genannt wird, freut sich auf seine neue Aufgabe: »Es ist für mich eine große Ehre, als erster ausländischer Trainer in Tschechien überhaupt eine so traditionsbeladene Mannschaft zu übernehmen.« Sparta verpasste in diesem Jahr die Playoffs der Extraliga. »Eine gute Mannschaft wieder aufzubauen, empfinde ich als lohnende Aufgabe«, sagt Krupp.

Vorher muss er mit seiner Familie aber noch seinen Abschied in Berlin regeln. Ihre Wohnung in der Rigaer Straße werden die Krupps vermissen. In den nächsten Tagen bringen sie ihre Möbel auf den Speicher. Danach machen sie in ihrem Haus in den USA Urlaub - bis im Juli wieder die Arbeit auf dem Eis ruft, in Prag.

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