- Kommentare
- Mietpreisbremse
Der Gipfel des Sozialen
Regina Stötzel über Andrea Nahles und die Wohnungspolitik der Regierung
Ein Besuch auf der Zugspitze war schon in den siebziger Jahren so teuer, dass eine westdeutsche Mittelschichtsfamilie - ich erinnere mich - trotz wiederholter Besuche in Garmisch-Partenkirchen andere Aktivitäten vorzog und der Gipfel nur von unten betrachtet werden konnte. Derzeit kostet die Fahrt für eine vierköpfige Familie 122 Euro.
Doch die Spitzen der Koalition brauchen dringend den Überblick - welcher Ort eignete sich da besser für ein Treffen als der höchste Berg Deutschlands? Schon mit der Aussicht darauf hat Andrea Nahles erkannt: »Das Wohnen ist die soziale Frage unserer Zeit.« Damit hat sie recht: Ein immer größerer Teil der Löhne und Gehälter muss für die Miete aufgewendet werden und immer weniger Wohnraum steht für Geringverdiener und Bezieher von Sozialleistungen zur Verfügung. Entsprechend hat sich die Koalition »viel vorgenommen«, so Nahles. Ob sich damit an dem Problem viel ändert, darf jedoch bezweifelt werden: So bremst eine »Mietpreisbremse« nun mal nicht besonders, wenn Mieterhöhungen von zehn Prozent auf einen Schlag möglich bleiben. Und das geplante Baukindergeld hilft nur jenen, die überhaupt ein Eigenheim finanziell in Erwägung ziehen können. Die anderen suchen weiter nach bezahlbarem Wohnraum - und sehen die Zugspitze nicht mal von unten.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.