Friedrichshafen gleicht in der Finalserie aus

Nach dem 3:2-Sieg über die BR Volleys in Berlin gehen die Friedrichshafener mit einem Vorteil in das entscheidende fünfte Spiel

Plötzlich war es ganz still unter den 7614 Fans in der Berliner Max-Schmeling-Halle, die als »Volleyballtempel« gerühmt wird. Nur die wenigen aus Friedrichshafen angereisten Fans machten sich lautstark bemerkbar. Sie hatten auch allen Grund zum Jubel. Denn der Rekordmeister VfB Friedrichshafen hatte tatsächlich das Kunststück vollbracht, einen 0:2-Siegrückstand in der Playoff-Finalserie »Best of five« um die deutsche Volleyballmeisterschaft der Männer gegen den Titelverteidiger BR Volleys aufzuholen. Nach dem 3:1-Sieg vor vier Tagen am Bodensee gelang den Häflern im vierten Finalspiel ein 3:2 (25:19, 33:31, 22:25, 19:25, 15:13). Es steht nun 2:2 nach Spielen. Somit fällt am Mittwoch im alles entscheidenden fünften Finalmatch in Friedrichshafen die endgültige Meisterschaftsentscheidung.

Für die Berliner Volleyballer fiel damit nicht nur die erhoffte Meisterparty in der eigenen Halle aus. Es wäre nach 2015 erst die zweite gewesen, die man in der heimischen Arena begangen hätte. Auch die Geburtstagsfeier für Berlins Cheftrainer Stelian Moculescu, der am Sonntag 68 wurde, erhielt einen Dämpfer. Der Exilrumäne, der 1972 nach den Olympischen Spielen in München in Deutschland geblieben war, war erst im Februar als »Retter« vom Volleys-Manager Kaweh Niroomand aus dem Rentnerdasein nach Berlin geholt worden - ausgerechnet der deutsche Volleyballtrainer-Guru, der einst den Finalgegner Friedrichshafen zu 13 Meistertiteln und 14 Pokalsiegen geführt hatte. Nun musste er an seinem Geburtstag mit ansehen, wie sein früherer Verein alle Hoffnungen der Berliner auf den Titelhattrick und den insgesamt neunten Meisterschaftserfolg vorerst durchkreuzte.

Zwar war unter seiner Regie bei den BR Volleys wieder das Selbstvertrauen in die eigenen Stärken zurückgekehrt und der Verein in die Erfolgsspur zurückgelenkt worden, doch die Berliner wussten um die ungebrochene Willensstärke der Friedrichshafener, die in dieser Saison den Berlinern vor den Playoffs schon fünf Niederlagen in der Bundesliga, in der Champions League und im Pokal beigebracht hatten. Das »Momentum« spreche schwäbisch, hatten die Schützlinge des Ex-Bundestrainer Vital Heynen vorm vierten Finalspiel selbstbewusst verkündet. Und das demonstrierten sie in diesem ewigen »Duell der Giganten«, bei dem beide Teams zum 21. Mal den deutschen Meistertitel unter sich ausmachen.

Der VfB-Coach hatte seine Männer darauf fokussiert, die eigene Fehlerquote gering zu halten. Unter diesen ungleichen Vorzeichen entwickelte sich das letzte Heimspiel der Berliner von Anbeginn zu einer wie so oft dramatischen und engen Partie zwischen den beiden Alphatieren im deutschen Männervolleyball.

Friedrichshafen gewann wie in allen Finalspielen den ersten Satz klar mit 25:19, sah im zweiten Satz aber beim 13:19-Rückstand schon wie der Verlierer aus. Doch nachdem auf beiden Seiten acht Satzbälle vergeben wurden, waren am Ende die Gäste mit 33:31 die Glücklicheren. Die Berliner, bei denen der formschwache Kapitän Robert Kromm lange Zeit nur auf der Ersatzbank saß, holten danach indes auf. 25:22 gewannen sie den dritten, 25:19 den vierten Satz. Im entscheidenden Tiebreak hatten wieder die Gäste die besseren Nerven: 15:13 - Entscheidung vertagt!

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