Geschasste Einwegplaste
EU-Kommission stellt Reduzierungspläne vor - auch zum Schutz der Meere
Brüssel. Strohhalme sehen so schön bunt und harmlos aus, doch allein in der EU werden jedes Jahr mehr als 36 Milliarden verbraucht. So tragen auch die kleinen Halme zur Vermüllung der Weltmeere bei. Schätzungen zufolge sollen hier bis zu 140 Millionen Tonnen Plastik treiben. Teilweise sammeln sich die Müllteile in riesigen Strudeln: Der größte treibt zwischen Hawaii und Kalifornien und hat laut einem Bericht der Fachzeitschrift »Scientific Reports« eine Fläche von rund 1,6 Millionen Quadratkilometern - mehr als vier Mal die Fläche Deutschlands. 79 000 Tonnen schwer soll der gigantische Müllstrudel sein.
Ein Problem, das die Natur nicht von selbst lösen kann. Bis zur völligen Zersetzung von Plastik können laut der Umweltstiftung WWF 350 bis 400 Jahre vergehen. Das eigentliche Problem für Mensch und Tier sind aber weniger die riesigen Strudel als das kaum mehr sichtbare Mikroplastik. Der Kunststoff zerfällt in immer kleinere Partikel, die fest und wasserunlöslich sind. Sie mischen sich längst unter den Sand am Strand. Da sie von den Meerestieren mit Nahrung, zum Beispiel Plankton, verwechselt werden, gelangen sie in den Nahrungskreislauf und werden auch in den menschlichen Organismus aufgenommen. Plastik enthält zudem oft Giftstoffe wie Weichmacher und Flammschutzmittel.
Des einen Leid, des anderen Freud: Allein in der EU machte die Kunststoffbranche zuletzt einen Jahresumsatz von 340 Milliarden Euro. Der Lobbymacht ist es wohl geschuldet, dass die am Montag vorgestellte Plastikvermeidungsstrategie weniger ambitioniert ausfällt, als es Umweltschützer fordern. Immerhin umfasst sie einzelne Verbote, Reduzierungs- und Recyclingziele sowie Aufklärungsmaßnahmen und Warnhinweise. Übrigens: Die meisten der zu verbietenden Produkte werden nicht in der EU hergestellt. KSte Seite 9
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