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Heimathafen Schlossbaustelle
Das Südseeboot ist da! Im Humboldt-Forum beginnt die Anlieferung der Museumsexponate
»Wir sind da! Wir sind angekommen!« Mit diesen Worten, fast schon ein Stoßseufzer, setzte Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, am Dienstag den Schlusspunkt unter eine der spektakulärsten Transaktionen, die Berlin in den vergangenen Jahren gesehen hat. In der Nacht zuvor war eine riesige Transportkiste, 16 Meter lang, zweieinhalb Meter hoch und 1,40 Meter breit, mit wertvollster Fracht durch die Stadt transportiert worden. Ihr Inhalt: das zerlegte Südseeboot aus der Sammlung des Ethnologischen Museums Dahlem. Ihr Ziel: Das künftige Humboldt Forum im wiedererstehenden Stadtschloss.
Am Dienstagmorgen wurde der Container mit dem ersten Ausstellungsobjekt für die künftige Südsee-Ausstellung über einen in der Eingangshalle des Forums aufgebauten Aufzug ins erste Obergeschoss gehievt. Dort wurde er durch eine der im Mauerwerk für den Antransport der Großexponate zeitweilig offen gelassenen vier mal sechs Meter großen Wandöffnungen in den 15 Meter hohen Ausstellungssaal bugsiert.
Das Startkommando für den Aufzug hatte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) den Arbeitern mit einem feierlichen »Hebt an!« erteilt. Sie machte deutlich, dass das Ereignis sehr wohl eine Zäsur für das Humboldt-Forum und damit auch für die Hauptstadt bedeute. »Damit ist offensichtlich: Die Bauphase geht zu Ende. Der Reißverschluss zwischen Bau und Kulturbetrieb schließt sich«, erklärte Grütters (CDU). Das Südseeboot ist das erste Objekt der Dahlemer Museen in diesem Haus. Begonnen habe damit ein Ortswechsel von Museumsobjekten, wie es ihn in der Geschichte der Staatlichen Museen noch nicht gegeben habe.
Die Kulturstaatsministerin nutzte die Gelegenheit, um angesichts der nicht enden wollenden Debatten um die Finanzierungsprobleme bei der Schlossrekonstruktion und vor allem um die inhaltliche Ausrichtung des Humboldt-Forums Optimismus zu verbreiten. »Das Projekt ist nach wie vor im Kosten- und Zeitplan«, stellte sie klar. »Künftig sprechen wir hier vor allem über die kulturelle Ausrichtung, dabei geht es jetzt um die Schärfung der Debatte.« Neben Fortschritten bei der kulturellen Ausrichtung würdigte sie, dass inzwischen auch die neue Leitungsstruktur der Stiftung Humboldt-Forum im Berliner Schloss zu arbeiten beginne. Und sie begrüßte mit Hartmut Dorgerloh auch den künftigen Generalintendanten, der als noch amtierender Chef der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten der Veranstaltung an seiner neuen Wirkungsstätte beiwohnte.
»Bauen in Zeiten der Hochkonjunktur ist nicht ganz trivial«, erklärte Hans-Dieter Hegner, der Bauvorstand der Forums-Stiftung. Dennoch zeigte auch er sich überzeugt davon, dass das Humboldt-Forum wie geplant von Ende 2019 an ein großes Museums- und Kulturzentrum der Hauptstadt sein werde. Den pünktlich erreichten Bauzustand, der den Antransport der Großexponate erst möglich mache, nannte er einen Meilenstein. Um etwa das Hebezeug in᠆stallieren zu können, habe man zuvor den Boden der Eingangshalle »mit wunderbarem Jurastein aus dem bayerischen Altmühltal« auslegen müssen. Nicht nur der Bau sei eine Herausforderung, sagte Hegner. Das gelte auch dafür, »weltweit einmalige Kulturgüter auf einer Baustelle sicher zwischenzulagern«.
Das Südseeboot wurde, wie alle Dahlemer Museumsobjekte, bevor es verpackt wurde, unter einem Folienzelt über Tage reinem Stickstoff ausgesetzt, um sämtliche Keime, Pilze oder Insekten abzutöten. Im Humboldt-Forum werden die Transportkisten erst 2019 geöffnet, wenn die Wandöffnungen geschlossen sind und die Klima- und Brandschutzanlagen funktionstüchtig und justiert sind.
»Nicht länger ist nur auf dem Papier zu lesen, was dieses neue kulturelle Stadtquartier im Herzen Berlins sein soll: Ein Ort, an dem sich die Welt besser verstehen lässt«, sagte Hermann Parzinger, der für die Sammlungen verantwortlich zeichnet.
Das Südseeboot ist für Parzinger eine einzigartige »Ikone des Ethnologischen Museums«. Es ist als Luf-Boot bekannt - der hochseefähige Segler wurde 1890 auf der Insel Luf im Bismarck-Archipel, heute ein Teil von Papua-Neuguinea, gebaut. Es ist für solch ein traditionelles Boot, mit dem die Einheimischen Handel trieben oder Krieg führten, ungewöhnlich groß. Es bietet bis zu 50 Menschen Platz, wurde aber nie zu Wasser gelassen - denn um 1900 hatte es wegen des Bevölkerungsrückgangs auf der Insel selbst dafür zu wenig Männer gegeben. Den in einem Bootshaus untergestellten Segler hatte Max Tiel für die Handelsfirma Hernsheim & Co. erworben - »rechtmäßig angekauft«, wie es heißt. 1904 gelangte er ins damalige Museum für Völkerkunde.
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