Peru zu Gast bei Freunden
In Berlin leben Menschen aus aller Welt - von den 3,7 Millionen Einwohnern der Hauptstadt sind rund 700 000 Ausländer. In der Provinz werden gern Nachrichten gehört und geglaubt, denen zufolge das ein großes Problem sei. Darum hier eine Richtigstellung: Es kann so schön sein, nicht nur beim Karneval der Kulturen, sondern sogar anlässlich einer Fußball-WM. Und dies, obwohl der Nationalstolz während eines solchen Turniers gewöhnlich seltsame Blüten treibt und die Zahl rassistischer Gewalttaten steigt.
Aber es geht auch anders. Beweis: Am Wochenende herrscht in der Kleingartenanlage »Bornholm II« eine ausgezeichnete Stimmung. Zwar erstreckt sich 900 Meter entfernt die Dänenstraße, und in Berlin leben immerhin 3235 Dänen. Doch auf der grünen Wiese vor dem Vereinslokal haben sich Hunderte Peruaner eingefunden, um die Fernsehübertragung der Begegnung Dänemark-Peru gemeinsam zu verfolgen. Das ist beachtlich, da laut Bevölkerungsstatistik nur 1236 Peruaner in Berlin leben, darunter lediglich 44 Kinder und Jugendliche, die scheinbar vollzählig hier versammelt sind.
Der Sport ist bei diesem Fußballfest keine Männersache. Es sind Familien mit Frauen und Kindern gekommen, fast alle haben die weißen Trikots mit dem diagonalen roten Strich übergestreift. Es wird gegessen und geplaudert. Es wird fröhlich und friedlich gefeiert, auch nach dem Abpfiff, obwohl Peru das Spiel verloren hat. Die Fans sind einfach nur glücklich, dass Peru nach 36 Jahren überhaupt wieder einmal bei einer Fußball-WM dabei ist. Das ist ein schöner Anblick. Die Peruaner haben sich damit unter den Gartennachbarn viel Sympathie erworben. Es läuft getreu nach dem Motto der Fußball-WM 2006 in Deutschland: »Die Welt zu Gast bei Freunden.«
Der endgültige Beweis für die weltoffene Gastfreundschaft Berlins wäre allerdings erst erbracht, wenn die Mannschaften von Peru und Deutschland aufeinandertreffen - und sich die schönen Szenen dann wiederholen.
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