Tropfen im Fass
Polanskis Frau sagt nein
Die französische Schauspielerin Emmanuelle Seigner will der amerikanischen Oscar-Akademie aus Protest gegen den Rauswurf ihres Ehemanns Roman Polanski nicht beitreten. Mit scharfen Worten lehnte die 52-Jährige die Einladung der Akademie in einem offenen Brief ab, der in der französischen Sonntagszeitung »Le Journal du Dimanche« veröffentlicht wurde. »Dieser beleidigende Vorschlag ist der Wassertropfen, der das Fass meiner relativen Diskretion zum Überlaufen gebracht hat«, schrieb Seigner (»Venus im Pelz«).
Die Oscar-Akademie in Los Angeles hatte den polnisch-französischen Starregisseur Polanski Anfang Mai ausgeschlossen, als Grund nannte der Aufsichtsrat einen Verstoß gegen ihre Verhaltensrichtlinien. Gegen Polanski läuft in den USA seit vier Jahrzehnten ein Justizverfahren, ihm wird sexueller Missbrauch einer 13-Jährigen vorgeworfen. Kurz vor der Verkündung des Strafmaßes hatte er sich ins Ausland abgesetzt.
Seigner warf der Akademie vor, ihren Mann vor die Tür gesetzt zu haben, »um den Zeitgeist zufriedenzustellen«. Sie wies darauf hin, dass Polanskis damaliges Opfer sich seit Jahren für ein Ende der Strafverfolgung ausspricht. »Wenn Sie ein Symbol werden, verweigert man Ihnen die Vergebung.«
Über ihren Mann sagte die Französin: »Er war immer ein außergewöhnlicher Familienvater und Ehemann.« Seit die Schweiz Polanski vor einigen Jahren während der Prüfung eines US-Auslieferungsantrags festgehalten hatte, werde er beschrieben »wie der Perverse, der er niemals war«. »Ich bin die einzige, die bezeugen kann, wie sehr er bedauert, was vor 40 Jahren passiert ist.« dpa/nd
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