Rad-Rap und Ofo-Rückzug

Johanna Treblin über die scheidende Leihradfirma

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 1 Min.

Rap und Rad schreiben sich zwar sehr ähnlich, doch wer an das eine denkt, denkt selten auch an das andere. Rap, dazu gehören Goldkettchen und fette Schlitten (aka Autos). Zum Rad gehören lange Haare und Gitarrengeklimper. Doch so, wie die einst Jesuslatschen genannten und als Hippie-Schuhe verschmähten Birkenstock-Sandalen mittlerweile an jedem dritten Sommerfuß haften (wenn auch nicht an denen von Rappern und deren Crews), so ist jetzt auch ein Fahrrad in einem Rapvideo aufgetaucht - gefunden hat es der freie Journalist Thomas Kieschnick.

Es ist knallgelb, auf dem Rahmen prangt die Aufschrift »Ofo«. Es ist eines von 3000 Leihrädern, die die chinesische Firma in Berlin erst vor kurzem hat aufstellen lassen. Noch stehen sie am Straßenrand (oder hängen an Verkehrsschildern), aber nun will Ofo sich vom deutschen Markt zurückziehen. »Verantwortungsvoll«, heißt es, also ohne die Dinger einfach liegen zu lassen, bis sie von Nutzern und anderen zu Schrott gemacht wurden. Ofo erklärt es mit der »Marktleistung«. Was das heißt? Ich spekuliere. Möglicherweise bedeutet es, dass diejenigen Recht hatten, die meinten, die vielen Leihradanbieter hätten es lediglich auf unsere Daten abgesehen. Vielleicht hat Ofo genügend Informationen über uns Berliner gesammelt. Jetzt wird das nächste Datenfeld abgegrast.

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