Kein Leckerli für Isegrim
Niedersachsens Umweltministerium will das Anfüttern von Wölfen - etwa zu Fotozwecken - verbieten
Eine für viele Wolfsfreunde traurige Meldung gab es Ende April 2016: »Kurti« ist tot, starb durch die Kugel eines Polizisten, der das Tier im Auftrag des Niedersächsischen Umweltministeriums erschießen musste. Zu nah sei der Vierbeiner mehrmals Menschen gekommen, ihnen könnte der Graurock womöglich gefährlich werden, hieß es von Fachleuten. Sie mutmaßten, vielleicht sei der Wolf von Spaziergängern gefüttert worden und habe deshalb seine Scheu verloren.
Das Schicksal von »Kurti« sollen seine Artgenossen nicht erleiden, und so will das Umweltministerium das Füttern von Wölfen und gleich auch das Fotografieren der Tiere aus der Nähe verbieten. Es mag abwegig erscheinen, dass sich jemand mit Fleischresten oder Hundeleckerli in Wolfsregionen begibt, um das Raubtier vor die Kamera zu bekommen, aber auszuschließen ist es nicht. Zu den Folgen meint der Naturschutzbund NABU: Normalerweise interessiere sich ein Wolf nicht für den Menschen. Wenn er dennoch dessen Nähe suche, müsse man davon ausgehen, dass er angefüttert wurde.
Dass solches Füttern überhaupt verboten werden müsse, ist nach Ansicht des Deutschen Jagdverbandes (DJV) »höchst Besorgnis erregend«. Es sei in dieser Angelegenheit verstärkt Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung notwendig.
Entgegen der Meinung des Umweltministeriums bekräftigt der DJV zudem: Der Wolf habe grundsätzlich keine Scheu vor dem Menschen. Vielmehr müsse man ihm Respekt beibringen und dem Raubtier signalisieren: »Halte dich vom Menschen und seinen Nutztieren fern!« Wenn sich Wölfe jedoch Siedlungen nähern oder diese nachts aufsuchen, dann sei das verhaltensauffällig, heißt es in einer Mitteilung des DJV. Und: Es dürfe kein Tabu sein, solche Wölfe zu töten. Im Fall »Kurti« hatte auch das Umweltministerium in Hannover dieser Ansicht entsprochen.
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