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In Rekordzeit zur EM

Hamburger Senkrechtstarter mit sächsischen Wurzeln: Ramon Klenz ist mit drei Titeln erfolgreichster Meisterschaftsschwimmer in Berlin

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 3 Min.

Die deutschen Schwimmer tauchten in den vergangenen Jahren bei Olympia, WM oder EM eher ab, als für hohe Wellen der Begeisterung zu sorgen. Bei den 130. Deutschen Meisterschaften am vergangenen Wochenende in Berlin gab es nun den einen oder anderen Lichtblick, der Hoffnungen für die Europameisterschaften, die vom 12. bis zum 20. August in Glasgow stattfinden, weckt.

Bundestrainer Henning Lambertz glaubt fest an drei bis vier Medaillen und schwärmt vom noch 19-jährigen Hamburger Ramon Klenz: »Ramon ist unser Senkrechtstarter bei diesen Meisterschaften. Er wird definitiv mit zur EM genommen, obwohl er sich vorher noch nicht qualifiziert hatte.« Mit drei Meistertiteln (100 und 200 Meter Schmetterling sowie 400 Meter Lagen) stieg der Hamburger als erfolgreichster Athlet aus dem Schwimmbecken.

Zudem sorgte er gleich bei seinem ersten Start für Aufsehen, als er mit 1:55,76 Minuten über 200 Meter den 32 Jahre alten deutschen Rekord des »Albatros« Michael Groß um 48 Hundertstel zerschmetterte. »Die Resultate sehe ich als ein Ergebnis der guten Zusammenarbeit zwischen dem Hamburger Trainer Veith Sieber und unserem Verband«, so Lambertz. »Sieber setzt unser Kraftkonzept voll um. Ramon stemmt Kniebeuge mit 150 Kilo auf den Schultern. Da ist er bei den Schwimmern Spitze.«

Klenz freut sich über seine drei Meistertitel und den deutschen Rekord, bleibt aber auf dem Teppich: »Ich wollte den Rekord knacken, dass es jetzt schon geklappt hat, freut mich. Ich bin aber noch nicht da, wo ich hinwill. Über 400 Meter Lagen habe ich trotz Meistertitel noch Defizite auf der Bruststrecke erkannt.«

Ramon lebt zwar jetzt in Hamburg stammt aber aus einer alten sächsischen Schwimmer-Dynastie. Oma Eva (geborene Wittke) und Opa Jochen Herbst starteten 1968 bei den Olympischen Spielen in Mexiko für die DDR in den Lagenstaffeln. Natürlich tauchten ihre beiden Kinder Stefan und Sabine ebenfalls im Leipziger Schwimmbecken der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) ab.

Eine Zeit lang trainierte Sabine Herbst sogar mit den Olympiastars Kristin Otto und Silke Hörner in einer Gruppe. Nach der Wende wechselte sie zur SSV Leutzsch und heiratete den Schwimmer Karl-Heinz Klenz. »Bei den Weltmeisterschaften im Januar 1998 im australischen Perth startete Sabine über die Lagenstrecken, da war sie bereits schwanger«, erinnert sich Steffen Zesner, mehrfacher olympischer Medaillengewinner.

Ramon kam dann am 2. August 1998 in Leipzig auf die Welt und ist, wenn man so will, schon im WM-Wasser zu Hause. Vielleicht kann Ramon die Leistung seiner Mutter, die mittlerweile Krauß heißt, sogar toppen. Die schied vor 20 Jahren über 200 Meter Lagen im Halbfinale aus. Jetzt will er sich erst einmal auf die Europameisterschaften konzentrieren. »In Glasgow eine Medaille, das wäre schon ein Traum«, meint Ramon, der ab Oktober ein Studium aufnimmt. Allerdings dürfte die Rekordzeit von Berlin nur schwer für eine Medaille reichen. Dafür muss der Hamburger schon noch einen Zahn zulegen.

Keine Gedanken über die Europameisterschaften muss sich hingegen Ex-Weltmeister Marco Koch machen. Er verpasste die von Bundestrainer Henning Lambertz vorgegebene Zeit von 2:08,50 Minuten über die 200 Meter Bruststrecke um 47 Hundertstel. Das Trainer-Gremium sieht mit dieser Zeit keine Medaillenchance und lässt den 28 Jahre alten Athleten zu Hause in Darmstadt. »Marco gehört noch nicht zum alten Eisen, aber es genügt nicht, wenn man nur an Stellschrauben dreht, weil man ein hohes Niveau erreicht hat. Auch Topathleten müssen lange Strecken schwimmen und im Kraftraum an den athletischen Werten arbeiten«, sieht der Bundestrainer die Gründe für Kochs Leistungsabfall.

Insgesamt wird der Deutsche Schwimmverband bei der EM in Glasgow mit 31 Beckenschwimmern antreten und kann damit alle Staffeln besetzen.

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