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- Niedrigzinspolitik der EZB
Den Ball flach halten
Simon Poelchau über die Abgaben, die die Sozialkassen wegen der niedrigen Zinsen der EZB für ihre Rücklagen zahlen müssen
Hierzulande wird man nicht müde, über die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zu jammern. Nachdem jahrelang geschrien wurde, dass EZB-Chef Mario Draghi mit seinen Anleihenkäufen angeblich die deutschen Sparer enteigne, sind nun die Sozialkassen die Opfer. Denn diese müssen laut einem aktuellen Bericht Zinsen auf ihre milliardenschweren Rücklagen zahlen, statt Geld für ihr Vermögen zu bekommen.
Doch sollte man bei all dem Gejammer einen Sinn für die Realität bewahren. Und die sieht so aus, dass die Sozialkassen durchaus ein paar Millionen Euro an Zinsen verkraften können. Schließlich ist der deutsche Staat entgegen der landläufigen Meinung einer der größten Profiteure der Niedrigzinspolitik der EZB. Er spart jedes Jahr eine zweistellige Milliardensumme, weil er extrem wenig an Zinsen für seine Schulden zahlen muss. Zudem bringt die gute Konjunktur dem Fiskus Extramilliarden an Steuereinnahmen. Und die Wirtschaft läuft derzeit auch nur so gut, weil die EZB sie mit ihren Niedrigzinsen unterstützt und den Eurokurs niedrig hält, was wiederum deutsche Produkte im Ausland verbilligt.
Dies spüren auch die Sozialkassen, die derzeit prall gefüllt sind. Also sollte man hierzulande, was die EZB angeht, den Ball flach halten.
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