Reaktivierung von Kasernen und archaischer Militärideen

Jana Frielinghaus zum Stopp der Konversion von Bundeswehrliegenschaften für zivile Zwecke

Weil demnächst wieder Tausende Rekruten ihre Grundausbildung absolvieren sollen, will die Bundeswehr Schießplätze und Kasernen reaktivieren.
Weil demnächst wieder Tausende Rekruten ihre Grundausbildung absolvieren sollen, will die Bundeswehr Schießplätze und Kasernen reaktivieren.

Wehrfähigkeit, Kriegstüchtigkeit, Erörterungen, wieviele junge Menschen im Kriegsfall täglich von Neuem an Fronten transportiert werden müssen, um Getötete zu ersetzen – all das gehört mittlerweile zum Grundrauschen in diesem Deutschland, das nach Angaben seines Regierungschefs die größte konventionelle Armee Europas aufbauen will. Damit man die gerade volljährig gewordenen Jungen, die man später zwangsrekrutieren will, auch mustern und unterbringen kann, braucht man künftig wieder Kasernen, Schieß- und Flugplätze.

Deshalb hat die Bundeswehr nun bekanntgeben, bei insgesamt 200 Objekten den Prozess der Abgabe an Länder und Kommunen zwecks ziviler Nutzung zu stoppen. Das ist ein weiterer, wenn auch nicht ganz überraschender Schritt zur materiellen Mobilmachung. Verwunderlich ist lediglich, wie eilfertig alle relevanten Akteure, in diesem Fall die Vertreter von Städten und Gemeinden, die vom Bund vorgegebenen Narrative übernehmen. All das sei »selbstverständlich und Voraussetzung zur dringend erforderlichen Wiedererlangung der Verteidigungsfähigkeit«, teilen sie mit. Da werden nicht mal mehr Zweifel an der Behauptung formuliert, dass der Staat massenhaft ins Grundrecht auf Selbstbestimmung junger Menschen eingreifen muss, um sich gegen den angeblich demnächst angreifenden Feind zu Wehr setzen zu können. Niemand fragt, ob die Atommacht Russland »uns« tatsächlich mit ihrem Heer angreifen würde, wenn sie dies tatsächlich wollte. Die Abschaltung des Denkens ist wahrlich weit fortgeschritten.

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