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In Portugal werden Flüchtlinge von der Regierung aktiv umworben
Berlin. »Wenn wir nicht wollen, dass ganze Gebiete Portugals sich in den nächsten zehn Jahren entleeren, brauchen wir eine aktive Einwanderungspolitik. Wir müssen auf die Flüchtenden zugehen.« Die Worte stammen von Portugals Umweltminister João Pedro Matos Fernandes, und sie finden große Zustimmung in dem Land auf der iberischen Halbinsel. Portugal liegt nicht auf der Route von Flüchtenden aus Afrika oder Nahost. Andererseits finden sich in dem südwesteuropäischen Land ganze Landstriche, die kaum noch besiedelt sind. Die Jugend geht weg, alte Menschen bleiben.
Portugals Mitte-links-Regierung unter Führung des Sozialdemokraten António Costa will aus der Not eine Tugend machen: Um verlassene Landstriche wieder zu besiedeln, wirbt sie aktiv Flüchtlinge an. Widerspruch erntet die Regierung dafür nicht, es gibt einen breiten parteiübergreifenden Konsens, der von der Bevölkerung in übergroßer Mehrheit mitgetragen wird. Die Strategie führte daher auch nicht zu einer großen Welle der Fremdenangst, und keine Partei versuchte bisher, die Pläne zu instrumentalisieren, um mit Fremdenfeindlichkeit und dem Schüren von Ängsten auf Stimmenfang zu gehen.
Noch kommen allerdings wenige Flüchtende aus Kriegsgebieten und Diktaturen. Bis Ende 2017 erreichten Portugal nur 1520 Menschen aus Syrien, Irak und Eritrea. Und davon ist über die Hälfte wieder abgereist - in Länder, in denen es schon Diaspora-Gemeinden gibt und wo der Arbeitsmarkt potenziell mehr hergibt als im armen Portugal, wo der offizielle Mindestlohn bei 3,36 Euro liegt. Dagegen ist das Land im europäischen Südwesten ein Anziehungspunkt für viele tausend Migranten aus Asien - und für Agrarkonzerne, die deren billige Arbeitskraft ausbeuten. nd Seite 3
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