Lombok kommt nicht zur Ruhe

Mindestens 98 Tote bei neuem Erdbeben auf indonesischer Ferieninsel

  • Lesedauer: 3 Min.

Jakarta. Nach dem neuen schweren Erdbeben auf der Insel Lombok ist die Zahl der Todesopfer am Montag sprunghaft angestiegen. Bei dem Erdbeben starben nach Angaben der zuständigen Provinzbehörden am Sonntagabend mindestens 98 Menschen.

In den Trümmern einer eingestürzten Moschee suchten Rettungskräfte nach Verschütteten. Auch dadurch könnte die Zahl der Opfer weiter steigen, sagte Behördensprecher Sutopo Nugroho. Mehrere Hundert Menschen wurden verletzt, Tausende flohen in Panik aus ihren Häusern.

Leben auf einem Pulverfass

Jakarta. Die Indonesier haben Erfahrung mit derartigen Katastrophen, denn das südostasiatische Land ist die Region mit den meisten Erdbeben weltweit. Auch Vulkanausbrüche kommen häufig vor. Der Grund: Indonesien liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring.

Der Feuerring besteht größtenteils aus einer Reihe von Inselbögen wie den Aleuten, den Kurilen und dem indonesischen Archipel mit seinen über 17 000 Inseln. Er verläuft im Osten Chiles über Peru und die USA-Westküste bis nach Nordalaska und im Westen von Japan über Südostasien bis zu den Pazifikinseln. Auf dem Pazifischen Feuerring, der sich auf 40 000 Kilometern erstreckt, stoßen tektonische Platten aufeinander. Deren allmähliche Verschiebungen lassen die Erde beben und verursachen Schwächezonen und Risse, durch die Magma an die Oberfläche gelangt. Allein in Indonesien gibt es 129 aktive Vulkane. In den vergangenen Monaten stießen mehrere enorme Aschewolken aus. AFP/nd

Die Stärke des Bebens hatte die indonesische Behörde für Wetter, Klima und Geophysik zunächst mit 7,0 angegeben und später auf 6,9 korrigiert. Am Montag gab es kräftige Nachbeben. Unklar war am Morgen noch, ob ausländische Touristen unter den Opfern sind. Erst vor einer Woche waren bei einem Beben auf Lombok 16 Menschen getötet worden. Lombok ist die kleinere Nachbarinsel von Bali. Lange Zeit galt sie als Geheimtipp für Leute, denen Bali zu touristisch geworden war. Inzwischen sind aber auch dort viele Urlauber unterwegs.

Das neue Beben hatte die Insel 19.46 Uhr Ortszeit am Sonntag erschüttert. Das Zentrum lag 18 Kilometer nordwestlich des Bezirkes East Lombok in 15 Kilometern Tiefe, so die Behörde für Wetter, Klima und Geophysik. Die größten Schäden gab es an der Nordküste. Auch die Hauptstadt Mataram wurde sehr in Mitleidenschaft gezogen. Der Süden und der Westen, wo sich die meisten Urlauber aufhalten, sind weniger betroffen.

Aus Angst vor Nachbeben verbrachten viele Menschen die Nacht im Freien - meist ohne Licht, weil durch das Beben auch zahlreiche Stromleitungen gekappt waren. »Wir sammeln uns hier im Dunkeln ohne Strom. Jeder ist draußen im Freien«, sagte der Distriktchef von Nord-Lombok, Najmul Akhyar. Viele Schulen blieben am Montag geschlossen, weil nicht klar war, ob die Gebäude noch sicher sind.

Von den kleineren Gili-Inseln wurden mehrere Hundert Urlauber mit Booten in Sicherheit gebracht, zunächst nach Lombok. Von dort aus wollten die meisten die Insel mit dem Flugzeug Richtung Heimat verlassen.

An der Nordküste Lomboks wurde zudem eine kleine Tsunamiwelle von 13 Zentimetern Höhe registriert. Der Katastrophenschutz rief die Bevölkerung auf, Meeresküste und Flussufer zu meiden. Daraufhin flohen viele Menschen auf höher gelegene Gebiete im Inselinneren. Die Tsunami-Warnung wurde wieder aufgehoben.

Das Beben war auch auf Bali zu spüren. Dort rannten Urlauber in Panik aus Hotels. Nach Medienberichten wurden das Gebäude des internationalen Flughafens und zwei Einkaufszentren in der Stadt Ubud im Inselinneren beschädigt. Der Flugbetrieb ist, so die Behörden, nicht beeinträchtigt. Indonesiens Präsident Joko Widodo versprach den Opfern finanzielle Hilfe.

Abgesagt wurden zwei Konferenzen mit Ministern aus Nachbarländern, die am Montag auf Bali und Lombok beginnen sollten. Alle bereits angereisten Gäste seien unversehrt, hieß es von offizieller Seite. Unter ihnen befindet sich auch die australische Außenministerin Julie Bishop. Auf Bali soll Mitte Oktober eine große Tagung von Internationalem Währungsfonds und Weltbank stattfinden.

Lombok war erst vor einer Woche von einem Beben der Stärke 6,4 erschüttert worden. 16 Menschen starben, 350 wurden verletzt. Gut 500 Touristen wurden vom aktiven Vulkan Rinjani in Sicherheit gebracht, wo sie zeitweilig festsaßen. Unter ihnen waren nahezu 200 Ausländer, darunter zwei Dutzend Deutsche. dpa/nd

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