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Tiefe Gräben
Stefan Otto über Angela Merkels Besuch in Sachsen
Die Kanzlerin besuchte Dresden, die Hochburg der »Merkel muss weg!«-Rufer. Und Pegida sowie AfD setzten alles daran, ihr einen frostigen Empfang zu bereiten. Angela Merkel traf dort ihren Parteifreund Michael Kretschmer, den unpopulären Ministerpräsidenten. Den Prognosen nach wird der zwar auch nach der Wahl im kommenden Sommer Regierungschef bleiben, er könnte aber arge Probleme mit einer Regierungsbildung bekommen. Denn die AfD befindet sich weiterhin im Höhenflug, und Bündnisse ohne sie könnten schwierig werden.
Das Treffen ist auch Ausdruck dafür, dass die CDU kämpft - Kretschmer kämpft für Sachsen, zuletzt präsentierte er sich als Kümmerer in ländlichen Gebieten. Merkel ging es bei dem Besuch wohl vor allem um den Zusammenhalt ihrer Partei. Denn im Asylstreit wurde sie nicht nur von der CSU attackiert.
Auch Kretschmer stellte sich an die Seite von Innenminister Horst Seehofer und forderte Abschiebungen bereits an der Grenze. Die Erwartung der Menschen sei ganz klar, sagte Kretschmer. Auch er lässt sich treiben vom rechten Rand. Seine Migrationspolitik hat viele Schnittmengen mit der AfD. Merkel dagegen rät mit all ihrer Erfahrung zur Besonnenheit. Ob sie damit bei der sächsischen CDU ankommt, darf bezweifelt werden. Die Gräben werden vermutlich auch nach ihrem Besuch tief bleiben.
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