Nachkippen, nicht nachrüsten

Verkehrsminister bittet im Dieselskandal Autokonzerne um Umstiegsprämien

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Drei Jahre ist es schon her, da wurden die Dieselmanipulationen bei VW in den USA bekannt. Kurz darauf wurde allen bewusst, dass auch in Deutschland Hunderttausende Fahrzeuge mit dem gleichen Motor unterwegs sind und dass Autos anderer Hersteller ebenfalls auf der Straße ein Vielfaches der noch zulässigen Giftstoffe in die Luft pusten.

Unglaublich, aber wahr: Bis heute gehen die Betrügereien dank tatkräftigen Wegsehens insbesondere des Verkehrsministeriums weiter. Als einer der letzten lehnt der zuständige Minister Andreas Scheuer (CSU) die Beseitigung des Missstands mit Hilfe von Hardware-Nachrüstungen, bezahlt von den Autokonzernen als den Verursachern, ab. Sah es am Wochenende nach einem Umdenken aus, ruderte er schon wieder zurück: »Wir denken nach allen Seiten«, sagte er am Montag der »FAZ«. Bei »bestenfalls zwei Millionen« der rund 5,5 Millionen älteren Diesel-Pkw der Abgasnorm Euro 5 könne die Abgasreinigung am Motor nachgebessert werden. Bei den 3,1 Millionen noch älteren Euro-4-Diesel sei dies gar nicht möglich. Einschätzungen, die viele Experten, aber auch das Umweltministerium nicht teilen.

Scheuer hat nur einen Appell an die Autohersteller parat, Besitzer älterer Dieselautos mit neuen Angeboten zum Umstieg auf sauberere Autos zu bewegen. Die bisherigen Kaufprämien seien »offenbar nicht attraktiv genug«, sagte er.

Laut Verbraucherschützern müssten Umtauschprämien mehr sein als ein Programm zur Absatzankurbelung der Industrie. »Alle Dieselbesitzer, die wegen Fahrverboten ihr Auto nicht mehr nutzen können, sollten ein Angebot von den Autoherstellern erwarten können«, sagte Klaus Müller vom Verbraucherzentrale Bundesverband. »Angemessen wäre der Rückkauf zum Zeitwert zuzüglich 1000 Euro«. nd/Agenturen Seiten 2 und 4

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