Konservative in Panik

Wolfgang Hübner über die Abwahl des Unionsfraktionschefs Volker Kauder

Dieses Wahlergebnis ist ein einziger Affront: Dass der langjährige Chef der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder, abgewählt wurde, und zwar trotz der ausdrücklichen Unterstützung durch die Führungspersonen von CDU und CSU - das ist nichts anderes als eine Kampfansage, zumindest aber ein Dokument des weitreichenden Unmuts. Schließlich hatten sich sowohl Angela Merkel als auch Horst Seehofer und Alexander Dobrindt für Kauder und damit gegen den Herausforderer Ralph Brinkhaus ausgesprochen.

Die Abwahl Kauders ist gleich in zweifacher Hinsicht ein Alarmsignal. Erstens ist Kauder ein enger Vertrauter Merkels, der ihr immer treu zur Seite stand. Und zweitens führte er die Unionsfraktion dem Vernehmen nach mit zunehmend harter Hand. Weil die Spannungen innerhalb der Unionsparteien sichtbar zunahmen und Merkel Rückendeckung brauchte. Ein Feldwebel im Auftrag der Kanzlerin sollte aber ein Fraktionsvorsitzender nicht sein, sondern viel eher ein Verteidiger der Rechte und Freiheiten von Abgeordneten.

In ersten Reaktionen war davon die Rede, dass nun endgültig der Anfang von Merkels Ende eingeläutet sei. Das mag sein, aber die dahintersteckende Krise reicht weiter. Der Union wird endgültig bewusst, dass nicht nur die SPD, sondern auch sie selbst dabei ist, den Status und damit den Rückhalt einer Volkspartei zu verlieren. Da kann man schon mal in Panik verfallen.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -