Trennlinie zwischen Stadt und Land

Thüringen: Höhere Preise für Immobilien schlagen auf Wohnungsbauprojekte durch

  • Lesedauer: 3 Min.

Erfurt. In vielen Region Thüringens sind die Immobilienpreise deutlich angestiegen. Diese Entwicklung hat auch Auswirkungen auf das Geschäft der staatlichen Landesentwicklungsgesellschaft (LEG). Besonders beim Kauf von Grundstücken für den Wohnungsbau müssten auch Unternehmen deutlich höhere Preise zahlen, sagte der Sprecher der LEG Thüringen, Holger Wiemers, auf Anfrage. Das gelte für alle Regionen des Landes. Beim Wohnbauland gebe es eher eine Trennlinie zwischen Stadt und Land. »In den Städten wird es aufgrund der gestiegenen Grundstückspreise schwieriger, angesichts des teuren Ankaufs wirtschaftlich darstellbare Projekte zu initiieren«, sagte er.

Gleichzeitig habe die Preisentwicklung bei Grundstücken für den Wohnungsbau für die LEG eine positive Seite: Das Unternehmen könne seine Grundstücke auch zu höheren Preisen verkaufen. Inzwischen würden sich auch Grundstücke der Landesgesellschaft auf dem Land gut verkauften. Die Preissteigerungen in den Städten würden die Nachfrage auf dem Land zusätzlich stärken, so Wiemers. Unter dem Strich ergäben beide Entwicklungen für das Unternehmen ein Nullsummenspiel. Der Preisanstieg für den Erwerb von Wohnbau-Grundstücken und die höheren Erlöse bei deren Verkauf glichen sich etwa aus.

Privatinvestoren klagen seit langem über steigende Immobilienpreise auch in Thüringen, obwohl nach Angaben der Wohnungswirtschaft auf dem Land zahlreiche Wohnungen und Häuser leer stehen oder sogar zu verfallen drohen. Besonders in Erfurt, Weimar und Jena sind die Preise für Grundstücke zum Wohnungsneubau oder für bereits fertig gebaute Wohnungen und Häuser deutlich gestiegen. Doch selbst in kleineren Städten wie Ilmenau, Arnstadt oder Meiningen hat es zuletzt spürbare Preissteigerungen gegeben.

Ähnlich wie beim Kauf und Verkauf von Grundstücken für den Wohnungsbau sei die Situation für die LEG Thüringen auch beim Bauland für die gewerbliche Nutzung, also beispielsweise die Ansiedlung von Unternehmen in Gewerbegebieten, sagte Wiemers. Der Preisanstieg im Gewerbebereich sei aber in den vergangenen Jahren deutlich moderater ausgefallen als bei den Grundstückpreisen für den Wohnungsbau. Das LEG-Geschäft im Gewerbebereich werde deshalb davon nur wenig oder gar nicht beeinflusst.

Nach Angaben von Wiemers ist die LEG sowohl in den Zentren Thüringens als auch im ländlichen Raum unter anderem mit dem Kauf und Verkauf von Grundstücken beschäftigt. Im Industrie- und Gewerbesegment betreue die LEG derzeit Projekte an mehr als 80 Standorten im Land, darunter unter anderem am Erfurter Kreuz, am Hermsdorfer Kreuz und in der Region Waltershausen. Der Buchwert der im Umlaufvermögen der LEG ausgewiesenen Industrie- und Gewerbegrundstücke habe sich Ende 2017 auf etwa 72,3 Millionen Euro belaufen. Wohnbauland biete die LEG an mehr als 60 Standorten in ganz Thüringen an, so Wiemers. Diese Flächen mit einer Gesamtgröße von etwa 33 Hektar hätten Ende 2017 einen Buchwert von etwa 11,2 Millionen Euro gehabt. dpa/nd

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