- Berlin
- Kältehilfe
Es ist nicht nur im Winter kalt
Maria Jordan über saisonales Mitleid für Obdachlose
Jedes Jahr, wenn die Temperaturen sinken, die Tage kürzer werden und abermals ein langer Winter bevorsteht, öffnen plötzlich alle ihr Herz für Obdachlose. Die Telefonnummer des Kältebusses wird auf Facebook geteilt, spätestens in der Weihnachtszeit werden alte Mützen und Wollsocken gespendet - die armen Menschen auf der Straße sollen nicht erfrieren. Die Politik lobt dann die Arbeit von Stadtmission und Kältehilfe, die nur dank des Engagements ehrenamtlicher Mitarbeiter*innen stattfindet.
Ist der Winter vorbei und der Schnee geschmolzen, geraten auch die obdachlosen Menschen wieder in Vergessenheit. Die Zeitungen hören auf zu berichten, gespendet wird nicht mehr, es erfriert niemand auf der Straße. Das Schlimmste ist überstanden.
Ein Trugschluss. Denn auch im Frühling, Sommer, Herbst sterben Menschen auf der Straße. Auch im Sonnenschein bleibt das Elend: Menschen hungern, werden Opfer von Gewalt, sind krank und ohne Versorgung. Leid ist nicht abhängig von der Jahreszeit und das Leben auf der Straße ist immer hart. In einer Stadt wie Berlin sind die Bedingungen menschenunwürdig. Egal ob Winter oder Sommer: Holt die Menschen von der Straße!
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.