- Politik
- Karawane aus Mittelamerika
Mit »Glück« unbemerkt in die USA
Für Christian Klemm ist der »Amerikanische Traum« nur eine Illusion
An der US-amerikanischen Grenze zu Mexiko spielt sich gerade eine menschliche Tragödie ab: Auf der einen Seite hat Präsident Donald Trump Tausende Soldaten und Nationalgardisten unter Waffen zusammengezogen, auf der anderen werden die mittelamerikanischen Migranten der seit Wochen durch die Region ziehenden Karawane mit Steinen beworfen. Der Bürgermeister von Tijuana, Juan Manuel Gastélum, spricht von einer Lawine, die auf die Grenzstadt zurast. Das ist AfD-Vokabular, nur auf Spanisch vorgetragen.
Tragisch an der Karawane ist, dass ihre Teilnehmer einer Illusion hinterherlaufen. Einer Illusion von einem Leben in Wohlstand für sich und ihre Kinder. Bereits jetzt leben mehr als elf Millionen Menschen ohne gültige Papiere in den USA, mehr als die Hälfte von ihnen sind mexikanische Staatsangehörige. Für sie hat sich der »sueño americano« (Amerikanischer Traum) nicht erfüllt. Sie rackern sich als Tagelöhner auf Feldern und Baustellen ab, räumen Teller in Restaurants ab oder schmeißen den Haushalt wohlhabender Gringos in den Nobelvierteln von Los Angeles und Miami. Wenn die zur Zeit an der Grenze ausharrenden Migranten »Glück« haben, schaffen sie es auch unbemerkt über die Grenze, denn eine Chance auf ein erfolgreiches Asylverfahren haben nur die Allerwenigsten. Dann sind sie wenigstens der tödlichen Gewalt in ihren Heimatländern entflohen. Wenigstens etwas.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.