Gekreuzte und verschlungene Fäden

Verfahren der Textilherstellung im Überblick

  • Lesedauer: 3 Min.

Weben ist eine der ältesten Kulturtechniken. Archäologische Funde reichen 32 000 Jahre zurück. Noch älter ist vermutlich das Flechten, während das Filzen - verwandt mit der Herstellung heutiger Vliesstoffe - viel jünger ist. Die ältesten nachgewiesenen Filzmützen sind knapp 4000 Jahre alt. Zwei heute in der Textilindustrie ziemlich wichtige Verfahren sind dagegen vergleichsweise jung: Das Stricken taucht erst in der Spätantike auf und blieb über Jahrhunderte auf Europa beschränkt. Im 16. Jahrhundert kam dann das maschinelle Wirken dazu.

Weben: Beim Weben entstehen Stoffe durch das kreuzweise Verbinden von längs und quer angeordneten Fäden. Auf einer Rolle nebeneinander aufgewickelte Fäden - die sogenannten Kettfäden - werden im Webstuhl wechselweise so angehoben, dass der Schütze den Schussfaden hindurchziehen kann. Durch wechselndes Heben und Senken der Kettfäden sowie das Hin- und Herbewegen des Schützen entsteht dann ein Gewebe aus gekreuzten Fäden. Je nach Stoffart kann der Schussfaden immer nur einen Kettfaden wechselnd kreuzen - die sogenannte Leinenbindung - oder gleich mehrere. Bei Jeansstoff sind es meist zwei.

Flechten: Als Flechten bezeichnet man das regelmäßige Ineinanderschlingen mehrerer biegsamer Stränge - Fäden, Lederstreifen, Weidenzweige, Stahldrähte. Damit lassen sich auch komplexe räumliche Formen herstellen.

Vliesherstellung: Ähnlich wie bei Filz oder Papier werden viele Fasern möglichst gleichmäßig verfilzt, die durch ein Bindemittel zusammengehalten werden.

Stricken: Beim Stricken wird ein quer angeordneter Faden zu Schleifen geformt, die ineinander gehängt werden. Mit dem Stricken lassen sich sehr komplexe räumliche Gebilde herstellen - Beispiel Fingerhandschuh.

Wirken: Wie beim Stricken wird eine Fadenschlinge in eine andere geschlungen, jedoch hier aus vielen längs angeordneten Fäden, ähnlich den Kettfäden beim Weben. Der dabei entstehende Stoff ist dank der Maschenstruktur elastischer als ein Gewebe, allerdings auch weniger formbeständig. In der Hauptsache bei der Herstellung von Unterwäsche und T-Shirts eingesetzt, lassen sich mit Glas- oder Carbonfasern auch Materialien für Windkraftrotoren, Schiffe, Fahrzeuge, Flugzeuge und neuerdings auch für die Armierung von Beton fertigen.

Malimo-Verfahren: Anders als beim Weben werden bei dem in der DDR entwickelten Verfahren die Kettfäden nicht durch einen Schussfaden verbunden, sondern maschinell vernäht. Da mehrere Nähnadeln gleichzeitig nähen, ist das Verfahren schneller als Weben. Zudem lässt sich auch Vlies so verarbeiten. Das Verfahren wird fast nur noch bei Spezialtextilien eingesetzt.

Materialien: Während Natur- und Kunstfasern in praktisch allen genannten Verfahren verarbeitet werden können, besteht bei alternativen Werkstoffen wie Glas-, Karbon- und Keramikfasern sowie bei Metalldraht noch Entwicklungsbedarf. Drähte lassen sich von Dicken im Mikrometerbereich bis zu drei Millimetern verweben. Schlechter sieht es bei Keramikfasern aus, da diese extrem spröde sind. StS

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