Paul Biya: Diktator mit 92 Jahren

Kameruns Langzeitregent Paul Biya will mit 92 Jahren weitermachen

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.
Kamerun – Paul Biya: Diktator mit 92 Jahren

An Selbst- und Sendungsbewusstsein fehlt es dem 92-jährigen diktatorischen Präsidenten Paul Biya nicht: »Seien Sie versichert, dass meine Entschlossenheit, Ihnen zu dienen, dem Ausmaß der Herausforderungen entspricht, denen wir gegenüberstehen.« Mit diesen Worten leitete der seit sage und schreibe 1982 und damit seit 43 Jahren an der Staatsspitze Kameruns Stehende seine Kandidatur für eine achte Amtszeit ein. »Ich bin Kandidat für die Präsidentschaftswahl am 12. Oktober 2025«, schrieb Biya auf Englisch und Französisch. Das mit Bedacht, besteht Kamerun doch aus einem hegemonialen französisch- und einem kleineren englischsprachigen Landesteil. Dort leben rund 20 Prozent der 32 Millionen Kameruner und seit der Unabhängigkeitserklärung vom 1. Oktober 2017 des sogenannten Ambazonien herrscht im Südwesten Kameruns Krieg.

Schon 1992 schien das Ende von Paul Biyas Präsidentschaft besiegelt. Bei der ersten Mehrparteienwahl lief alles auf einen Sieg des anglophonen, sozialdemokratischen Oppositionsführers John Fru Ndi hinaus, doch Biya drehte mittels plumper Wahlfälschung das Blatt und der Westen und allen voran Frankreich schauten weg. Paris hält seit Jahrzehnten seine schützende Hand über Biya und wird dafür entlohnt. Bolloré und andere Großkonzerne aus Frankreich haben Zehntausende Hektar Ackerland übernommen, um für den Export zu produzieren, zum Beispiel Bioethanol.

Kein Herausforderer wurde Biya seitdem gefährlicher als der mutmaßliche Sieger John Fru Ndi 1992. Biya hat die Schlüsselpositionen in Justiz, Wahlbehörden und Sicherheitsapparat systematisch mit loyalen Vertrauten besetzt. An den Urnen ist Biya damit aller Wahrscheinlichkeit nach unbesiegbar – auch am 25. Oktober.

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