Erwachter Kampfgeist?

Markus Drescher über den Wert des UN-Migrationspaktes

Angela Merkel, Teflon-Kanzlerin, Meisterin des Aussitzens, Virtuosin der Emotionslosigkeit, entdeckt in der Endphase ihrer Macht so etwas wie öffentlichen Kampfgeist. In Marrakesch verteidigte sie persönlich den UN-Migrationspakt - und angesichts der weltpolitischen Entwicklungen vielleicht noch wichtiger: den Multilateralismus. Bei aller linken Kritik, die man zu dem Abkommen anbringen kann - dass die Weltgemeinschaft Migration als Herausforderung erkannt hat, die nur gemeinsam zu lösen ist, ist an sich schon ein Fortschritt. Dass miteinander reden, verhandeln, Kompromisse schließen vielleicht anstrengend, langwierig und durchaus unbefriedigend sein kann, aber am Ende doch besser ist als ein Alle-gegen-Alle - diese Erkenntnis gilt es trotz praktischer Defizite zu verteidigen. Auch und gerade durch Linke. Auch wenn sie durch die politische Gegnerin Angela Merkel geäußert wird.

Die Gegner von Diplomatie und Demokratie haben einen Zerstörungsplan, den sie rücksichtslos und erfolgreich verfolgen. Auch, weil zu viele dazu bereit sind, essenzielle Errungenschaften für einen vermeintlichen eigenen Vorteil preiszugeben. Weil Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, Anstand und Moral zwar leidenschaftlich und pausenlos angegriffen, aber nicht ebenso verteidigt werden. Vielleicht hat das die Kanzlerin auch erkannt.

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