Die mörderische Ideologie beim Namen nennen

Jérôme Lombard will nicht allgemein von Terror sprechen

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 2 Min.

Am zweiten Jahrestag hat Berlin am Mittwoch den Opfern des islamistischen Terroranschlags auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gedacht. Menschen aus aller Welt legten vor dem bronzenen »Riss« und an den Treppenstufen unterhalb der Gedächtniskirche, auf denen die Namen der bei dem Attentat ermordeten Menschen stehen, Blumen und auch Kränze nieder.

Der »Riss« steht als Mahnmal für die Wunde, die die feige Tat in der Hauptstadt bis heute hinterlassen hat. Als Symbol ermöglicht der »Riss« ein würdiges Gedenken. Als Mahnmal erfüllt er seine Aufgabe hingegen nicht. Mit keinem Wort erwähnt die beigefügte Inschrift die mörderische Ideologie, die den Attentäter Anis Amri zu der Tat verleitetet hatte: der Islamismus.

Der fanatisierte Attentäter kaperte einen Lastwagen und steuerte ihn auf einen Weihnachtsmarkt, weil ihm die freie und liberale Lebensweise der westlichen Demokratien zuwider war. Amri tötete bewusst unschuldige Menschen, die gemeinsam mit ihren Freunden und ihren Familien das Leben genossen, weil er sich als ein Kämpfer des Dschihads sah.

In Reden nur allgemein von Terrorismus zu sprechen, wie es Politiker auch in diesem Jahr wieder getan haben, wird den Opfern nicht gerecht und führt die Öffentlichkeit hinters Licht. Die Weihnachtsmärkte werden in Berlin im Jahr 2018 nicht aus irgendeinem Grund mit Betonpollern, Sicherheitsschleusen und bewaffneten Polizisten geschützt, sondern weil die Gefahr eines islamistischen Anschlags weiterhin real ist. Die Attacke auf den Weihnachtsmarkt in Straßburg hat diese Gefahr erst kürzlich wieder ins Bewusstsein gerufen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal