Freie Flächen sind in Berlin teure Mangelware

Im vergangenen Jahr haben auch die Berliner Büromieten einen neuen Höchststand erreicht / Keine Entspannung in Sicht

  • Marie Frank
  • Lesedauer: 3 Min.

Nicht nur Wohnungen sind auf dem Berliner Immobilienmarkt Mangelware, auch Büros werden immer knapper - und damit auch teurer. Im vergangenen Jahr haben die Berliner Büromieten einen neuen Höchststand erreicht. Das ergab eine aktuelle Erhebung des Gewerbeimmobilienberatungsunternehmens Cushman & Wakefield. So sind die monatlichen Spitzenmieten 2018 von 29 auf 33 Euro pro Quadratmeter gestiegen - ein Plus von 14 Prozent. Auch die Durchschnittsmieten bei Neuabschlüssen waren im vergangenen Jahr mit 20,80 Euro pro Quadratmeter und Monat zehn Prozent höher als im Vorjahr.

Vor dem Hintergrund der Flächenknappheit in der Hauptstadt und der hohen Nachfrage ist eine Entspannung laut Cushman & Wakefield vorerst nicht in Sicht. Daran ändere auch der zuletzt gestiegene Neubau von Büroflächen wenig: Von den 583 700 Quadratmetern Neubau, die in diesem Jahr fertiggestellt werden sollen, seien bereits über zwei Drittel vermietet. Auch die Leerstandsquote sei mit 1,6 Prozent auf einem historischen Tiefstand.

Für Harald Gindra, den Sprecher für Wirtschaft und Stadtentwicklung der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, kein Grund zur Panik: »Bei Büromieten gibt es ein konjunkturelles Auf und Ab, das kann sich schnell ändern«, sagt er zu »nd«. Konkreten Handlungsbedarf sieht er daher nicht: »Unser Fokus liegt eher auf den Wohnungsmieten und der Verdrängung von Kleingewerbe und sozialen Trägern.« Gindra verweist in diesem Zusammenhang auf die Bundesratsinitiative des Berliner Senats aus dem vergangenen Jahr: Mit einer Anpassung des Gewerbemietrechts soll ein gesetzlicher Anspruch von Gewerbemietenden auf eine Verlängerung des Mietverhältnisses zu den bislang geltenden Konditionen geschaffen werden. Denn zurzeit gibt es bei Gewerbeflächen keinerlei Begrenzung für Kündigungen, Sanierungen und Mietsteigerungen.

Die Gründe für die hohen Büromieten sieht Gindra in einer Mischung aus Immobilienspekulation und einem gestiegenen Zuzug von Arbeitskräften. Auch der bau- und wirtschaftspolitische Sprecher der oppositionellen Berliner CDU-Fraktion, Christian Gräff, verweist gegenüber »nd« auf die gestiegene Nachfrage und fordert schnelle Lösungen. »Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt und auch Arbeitsplätze hängen davon ab«, glaubt er.

Ein Grund für die aktuelle Entwicklung ist die Privatisierung der einst landeseigenen Gewerbesiedlungs-Gesellschaft (GSG Berlin) unter Rot-Rot im Jahr 2007, deren Aufgabe es war, günstigen Gewerberaum zur Verfügung zu stellen. Damit sei wichtiger Einfluss auf den Gewerbeimmobilienmarkt aufgegeben worden, bedauert Gindra den Verkauf durch seinen Parteifreund, den damaligen Wirtschaftssenator Harald Wolf.

»Die Frage ist jetzt: Wie schafft man es, preiswerte Gewerbeflächen auch in der Stadt neu zu entwickeln?«, meint Gräff. Dafür müssten Gesellschaften, die dies bereits erfolgreich betreiben, wie etwa die Tegel Projekt GmbH, stärker in die Stadtplanung eingebunden werden. »Wir sollten die Preise nicht weiter in die Höhe steigen lassen, indem wir uns an Spekulationen beteiligen, sondern neue Flächen entwickeln«, so der CDU-Politiker

Das ist auch das Ziel des rot-rot-grünen Senats: »Wie sind bestrebt, neue Flächen zu erschließen«, sagt Gindra. Bei neuen Quartieren wie dem geplanten Forschungs- und Industriepark auf dem Areal des Tegeler Flughafens sei das Ziel, eine gemischte Nutzung aus Wohnraum, Gewerbe und Büro zu schaffen.

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