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Auf der Flucht
Eine Rodeo-Kuh ist auf der Flucht. Sie könnte Symbol gegen konservative Republikanerbasis auf dem Land zu werden.
Niemand weiß genau, wie Betsy im Juni vergangenen Jahres entkommen konnte. Möglicherweise hat sich die Rodeo-Kuh gegen das nicht verschlossene Tor gestemmt und es ging auf. Oder jemand hat sie versehentlich freigelassen. Ihr Besitzer Frank Koloski, der die Kuh erst am Tag vor ihrem Verschwinden gekauft hatte, ist bis heute ratlos. Jedenfalls hat Betsy die Chance ergriffen und befindet sich seitdem in Freiheit. Seit gut sieben Monaten streift sie durch die Wildnis von Alaska.
Koloski hat schon einige Tipps von Joggern, Skifahrern und Motorradfahrern bekommen, die meinen, die Kuh gesehen zu haben. Doch seine Suche blieb bislang erfolglos. Auch der Polizei gelang es nicht, Betsy aufzuspüren, obwohl sie sogar Drohnen eingesetzt haben soll. Das Tier ist indes nicht akut gefährdet. Obwohl alles verschneit und der Winter in Alaska sehr rau ist, dürfte Betsy nach Angaben von Koloski in den von Wanderwegen und Skipisten durchzogenen Wäldern genügend Futter- und Wasserquellen finden.
In den USA beschäftigen sich inzwischen große Medien wie die »Washington Post« mit dem ungewöhnlichen Fall. Es dürfte also nicht lange dauern, bis Betsys Fangruppe im Internet wächst. Diverse Twitter-Nutzer schreiben bereits Anfeuerungsrufe und hoffen, dass sich das Tier weiterhin vor seinen Häschern verstecken kann. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn das Waldstück, in dem nach der Kuh gesucht wird, ist 16 Quadratkilometer groß.
Betsy bringt jedenfalls die besten Voraussetzungen mit, um auch ein Symbol gegen Teile der konservativen Republikanerbasis auf dem Land zu werden, die den US-Präsidenten Donald Trump anhimmelt und einen Cowboykult pflegt. Dazu gehören neben der Begeisterung für Schusswaffen auch die tierquälerischen Rodeoshows.
Sollte Betsy allerdings doch gefunden werden, braucht Koloski nicht mehr groß die Werbetrommel für seine Firma »Rodeo Alaska« zu rühren. Die PR hat er kostenfrei bekommen.
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