Rekordgewinn 6,9 Milliarden Dollar: Facebook macht immer mehr Geld

Aktie legte nach Bekanntgabe von Quartalszahlen 11 Prozent zu / Nutzerzahl stagniert in den USA, wächst aber in Asien

  • Lesedauer: 4 Min.

Menlo Park. Obwohl Facebook seit Monaten aus einer Krise in die nächste tappt, nimmt das Geschäft des weltgrößten Online-Netzwerks dadurch keinen Schaden. Selbst in Europa sprang die Nutzerzahl zum Jahresende wieder hoch, nachdem sie zuvor leicht rückläufig war.

Im Weihnachtsquartal steigerte Facebook den Umsatz im Jahresvergleich um 30 Prozent auf 16,9 Milliarden Dollar (14,8 Mrd Euro). Die Zahl mindestens ein Mal im Monat aktiver Nutzer wuchs binnen drei Monaten im üblichen Tempo um rund 50 Millionen auf etwa 2,32 Milliarden. Täglich kommen 1,52 Milliarden Nutzer zu Facebook.

Stärkt unabhängigen linken Journalismus...

Jeden Tag lesen rund 25.000 Menschen unsere Artikel im Internet, schon 2600 Digitalabonennt*innen und über 500 Online-Leser unterstützen uns regelmäßig finanziell. Das ist gut, aber da geht noch mehr! Damit wir weiterhin die Themen recherchieren können, die andere ignorieren und euch interessieren. Hier mitmachen!

Insgesamt greifen jetzt schätzungsweise rund 2,7 Milliarden Menschen auf zumindest eine App des Konzerns zurück, zu dem auch WhatsApp und Instagram gehören. Der Konzern kündigte an, dass er in Zukunft viel stärker diese Zahl in den Vordergrund stellen wird, statt der bisherigen Angaben zur Nutzerschaft der Kern-Facebook-Plattform. WhatsApp und Instagram haben jeweils mehr als eine Milliarde Nutzer. Dann sehen die Zahlen für Facebook nämlich besser aus.

Gründer und Chef Mark Zuckerberg bestätigte Pläne, die Chatdienste WhatsApp und Facebook Messenger sowie die Kommunikations-Funktion der Foto-Plattform Instagram auf eine gemeinsame technische Plattform zu bringen. Dabei solle auch der Einsatz von Verschlüsselung ausgeweitet werden, sagte er in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Aktuell setzt nur WhatsApp standardmäßig Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ein, durch die Inhalte nur für Absender und Empfänger im Klartext sichtbar sind. Die Überlegungen seien aber noch in einem frühen Stadium, es sei eher ein Vorhaben für das Jahr 2020 und später. Vor allem in Europa sehen Datenschützer eine Zusammenlegung von Daten aus verschiedenen Diensten als Problem. Auch prominente Facebook-Kritiker und ehemalige Angestellte kritisieren die Datensammelwut von Facebook. »Mark Zuckerberg behauptet immer, das Nutzer gerne auf sie zugeschnittene Anzeigen sehen wollen, aber tatsächlich stimmen die Leute dem nur zu, weil sie keine Wahl haben« schrieben die beiden Professoren Joseph Turow und Chris Jay Hoofnagel am Dienstag in der New York Times.

Unterm Strich erwirtschaftete Facebook im vergangenen Quartal einen Rekordgewinn von knapp 6,9 Milliarden Dollar. Ein Vergleich mit den 4,27 Milliarden Dollar Gewinn vor einem Jahr ist nicht aussagekräftig, weil damals die einmalige Abgabe auf Auslandsgewinne im Zuge der US-Steuerreform den Überschuss drückte. Facebook hatte zum Quartalsende Geldreserven von 41 Milliarden Dollar.

Die Aktie reagierte auf die besser als erwartet ausgefallenen Zahlen mit einem Plus von mehr als elf Prozent im nachbörslichen Handel am Mittwoch. Das dürfte auch die Erleichterung der Anleger zeigen, nachdem Facebook unter anderem wegen Datenskandalen und Problemen im Kampf gegen Manipulation und Propaganda so stark in der Kritik stand wie nie zuvor. Erst am Mittwoch gab es neue Negativ-Schlagzeilen, weil bekannt wurde, dass Facebook sich mit einer Marktforschungs-App den Zugriff auf den nahezu kompletten Datenverkehr von Studienteilnehmern verschafft hatte. Apple schloss die App »Facebook Research« daraufhin von seinen iPhones aus. »Als nächstes sollten Nielsen, Kantar oder die GfK dran sein«, erklärte der österreichische Tech-Forscher Wolfie Christl mit Blick auf die invasiven Apps großer Marktforschungsunternehmen auf Twitter.

In Europa hatte Facebook zum Jahresende 381 Millionen monatlich aktive Nutzer. In den Quartalen davor war die Nutzerzahl von 377 auf 375 Millionen zurückgegangen, Facebook hatte das unter anderem mit der Umstellung durch die EU-Datenschutzgrundverordnung begründet. In den USA stagnierte die Nutzerzahl bei 242 Millionen. Das stärkste Wachstum habe es in Indien, Indonesien und auf den Philippinen gegeben, hieß es.

Der durchschnittliche Umsatz pro Nutzer legte innerhalb von drei Monaten von 6,09 auf 7,37 Dollar zu. Er ist am höchsten in den USA und Kanada mit 34,86 Dollar pro Nutzer. In Europa kommt Facebook auf Erlöse von 10,98 Dollar pro Nutzer. Facebook hatte zum Jahresende 35.587 Mitarbeiter - 42 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das Online-Netzwerk hatte unter anderem zahlreiche neue Beschäftigte eingestellt, die unerlaubte Inhalte löschen sollen.

Facebook warnte zugleich erneut, dass sich das Umsatzwachstum in diesem Jahr wahrscheinlich verlangsamen werde. Denn bei den Nutzern würden die sogenannten Stories vor allem bei Instagram populärer, in der Bilder und Videos für einen Tag für Freunde veröffentlicht werden können. Bei Instagram griffen rund 500 Millionen Nutzer auf die Stories zu. Diese Funktion sei jedoch mit Werbung nicht so gut erschlossen wie der Facebook-Newsfeed auf der Hauptplattform. Inzwischen schalteten allerdings zwei Millionen der insgesamt sieben Millionen Werbekunden von Facebook Anzeigen in Stories-Formaten.

Selbst liberale Kritiker wie Matt Stoller vom Open Markets Institute sehen die große Dominanz von Google und Facebook, die im vergangenen Jahr 58 Prozent des digitalen US-Anzeigengeschäfts kontrollierten, vor den Journalismus zu zerstören. »Lasst euch nicht verarschen, Google und Facebook stehlen das Anzeigengeld«, schrieb Stoller Ende Januar auf Facebook. Seit 2017 sind in den USA 45 Prozent der Jobs bei gedruckten Zeitungen abgebaut worden, digitale Angebote wuchsen aber nur 18 Prozent. Selbst bei erfolgreichen digitalen Großplattformen wie Buzzfeed und HuffingtonPost hatte es in den letzten Wochen Entlassungswellen von Journalisten gegeben. Der Grund: einbrechende Werbeeinnahmen aus digitalen Anzeigen. dpa/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal